Bayern - Land und Leute Der letzte Herzog von Coburg
Sonntag, 20.03.2016
13:05
bis 13:30 Uhr
BAYERN 2
Verstrickt ins Dritte Reich
Carl-Eduard, der letzte Herzog von Coburg
Von Claudia Decker
Als Podcast verfügbar
Die von Sachsen-Coburg und Gotha waren zunächst ein unbedeutendes Adelsgeschlecht. Eheschließungen aber katapultierten die Familie im 19. Jahrhundert in die erste Garde des europäischen Hochadels. Der größte Coup war die Hochzeit von Herzog Albert von Sachsen-Coburg und Gotha mit der englischen Königin Victoria.
Ein Enkel von Albert und Victoria war der Herzog Carl Eduard, geboren und aufgewachsen in England. An seinem 21. Geburtstag im Jahr 1905 übernahm er die Herrschaft über das Herzogtum von Sachsen-Coburg und Gotha und entpuppte sich spätestens im Ersten Weltkrieg als strammer Nationalist mit reaktionären Tendenzen. Er stellte sich demonstrativ auf die Seite Deutschlands, was ihm den Verlust seiner englischen Adelstitel einbrachte. Die junge deutsche Republik sah ihn schon in den 20er Jahren als begeisterten Hitler-Anhänger. Beim Deutschen Tag in Coburg 1922, Hitlers erstem eindrucksvollen Auftritt außerhalb Münchens, lernte Herzog Carl-Eduard den Trommler kennen und war fortan sein Unterstützer.
Coburg war 1929 die erste Stadt im Deutschen Reich mit einer NSDAP-Stadtratsmehrheit. Carl-Eduard wurde NSDAP-Mitglied, SA-Ehrenführer und förderndes SS-Mitglied. Der Lohn im Dezember 1933: Die Präsidentschaft des Deutschen Roten Kreuzes. Nach einer kurzen Internierung im Jahr 1945 gelang es Herzog Carl Eduard nach vier Spruchkammerverfahren, 1950 in einem Berufungsverfahren zur Entnazifizierung als "minderbelastet" eingestuft zu werden, bei Zahlung einer Geldbuße von 5000 Mark. Er starb 1954 in Coburg. Von seinen Nachkommen ist immerhin noch einer ein Monarch, König Carl XVI. Gustav von Schweden, der Ehemann von Silvia Sommerlath aus Heidelberg. - Claudia Decker hat sich auf Spurensuche begeben.