Hörspiel Alexander Kluge: Die Pranke der Natur (und wir Menschen) (1/2)
Sonntag, 27.03.2016
21:00
bis 22:00 Uhr
BAYERN 2
Die Pranke der Natur (und wir Menschen) (1/2)
Das Erdbeben in Japan, das die Welt bewegte, und das Zeichen von Tschernobyl
Von Alexander Kluge
Weiblich 1 - Kathrin von Steinburg
Weiblich 2 - Hannelore Hoger
Weiblich 3 - Katja Bürkle
Männlich 1 - Jochen Striebeck
Männlich 2 - Gabriel Raab
Ferner: Alexander Kluge, Nico Holonics, Helmut Stange, Edgar Reitz
Komposition: Gustav, Ikue Mori
Bearbeitung und Regie: Karl Bruckmaier
BR 2011
Als Podcast verfügbar im Hörspiel Pool
Kurze Zeit, bevor das Erdbeben die Nordinsel von Japan um 4 Meter versetzte, der Glockenschlag war bis in die Schweizer Berge zu messen, hatte eine Forschergruppe an der Universität Sendai, die in der gleichen Präfektur wie das AKW Fukushima liegt, festgestellt, dass 1.000 Jahre zuvor, nämlich im Jahre 869 n. Chr., bereits ein ähnlich schweres Beben, gefolgt von einem Tsunami stattgefunden hat und das - nach ihren Messungen - alle 1.000 Jahre sich ein solches Unglück wiederholt; jetzt seien bereits mehr als 1.000 Jahre ins Land gegangen und sie müssten vor dem Großen Beben warnen. Wenige Wochen später erschütterten die Ereignisse in Japan die Welt. Wir Menschen sind auf diesen langen Atem der Natur und auch auf solche plötzliche Gewalt nicht vorbereitet. Es gibt aber menschliche Gemeinwesen und Menschen, die auf die Pranke der Natur achten und auf sie zu antworten wissen. So haben die Holländer ihr Land durch Dämme gegen die mordlustige Nordsee erfolgreich geschützt (so wie sie sich gegen den mörderischen Herzog von Alba verteidigten). Und so sind wir in der Lage, die Zeichen von Fukushima und auch von Tschernobyl wenigstens nachträglich zu lesen.
Alexander Kluge, geb. 1932 in Halberstadt, Jurist, Autor, Filmemacher. 1962 Mitverfasser des Oberhausener Manifests, Mitbegründer des Ulmer Instituts für Filmgestaltung, Vertreter des Neuen Deutschen Films. Bis Mitte der 80er Jahre 14 abendfüllende Spielfilme, vier Bände mit Geschichten, philosophisch-soziologische Fortsetzung der Kritischen Theorie mit Oskar Negt. Seit 1988 Etablierung von Kulturfenstern im Privatfernsehen, ca. 1500 Stunden Sendezeit mit Gesprächen, Musikmagazinen, Bildern ohne Worte in neuen TV-Formaten wie "Facts & Fakes". Filme u.a. "Abschied von Gestern" (1966, Silberner Löwe), "Artisten in der Zirkuskuppel - ratlos" (1968, Goldener Löwe), "Der starke Ferdinand" (1975/76), "Die Macht der Gefühle" (1983). "Vermischte Nachrichten" (1986). Literarische Werke u.a. "Die Wächter des Sarkophags - 10 Jahre Tschernobyl" (1996), "Die Lücke, die der Teufel lässt" (2003), "Tür an Tür mit einem anderen Leben" (2006), "Das Labyrinth der zärtlichen Macht. 166 Liebesgeschichten" (2009), "Das Bohren harter Bretter. 133 politische Geschichten" (2011), "30. April 1945: Der Tag, an dem Hitler sich erschoß und die Westbindung der Deutschen begann" (2014). BR-Hörspiele "Chronik der Gefühle" (2009, Deutscher Hörbuchpreis 2009), "Auf dem Dach der Welt" (2012), "30. April 1945: Der Tag, an dem Hitler sich erschoß und die Westbindung der Deutschen begann" (2015).