Bayerisches Feuilleton Der nächste Bär kommt bestimmt
Sonntag, 26.06.2016
20:05
bis 21:00 Uhr
- Als Podcast verfügbar
BAYERN 2
Der nächste Bär kommt bestimmt
Bayern in Gefahr
Von Thomas Kernert
Als Podcast verfügbar
Wiederholung vom Samstag, 8.05 Uhr
Das Verhältnis des modernen Menschen zum Bären ist problematisch. Von frühester Jugend an kennen wir ihn hauptsächlich als putziges Kuscheltier sowie als farbigen, zirka zwei Zentimeter großen Fruchtgummi. Beide sind absolut zahme Haustiere. Während der eine hauptsächlich Kinderseelen labt, labt der andere Naschkatzen jeglichen Alters.
Der Teddybär stammt - trotz seines Namens - ursprünglich aus Ostwürttemberg, der Gummibär aus dem Rheinland.
JJ1 alias Bruno kam weder aus Ostwürttemberg noch aus dem Rheinland, sondern aus Südtirol. Das hätte den zuständigen Minister eigentlich misstrauisch machen müssen, tat es aber nicht. Statt dessen hieß er ihn herzlich willkommen. JJ1 alias Bruno ließ sich nicht zweimal begrüßen. Wie eine wild gewordene Raupe Nimmersatt fraß er sich sogleich durch die bayerische Kulturlandschaft, plünderte Bienenstöcke, verwüstete Hühnerställe und riss Schafe und Ziegen. Einen Monat lang hielt JJ1 alias Bruno im Frühsommer 2006 Polizisten, Journalisten und finnische Jäger in Atem, dann - am 26. Juni 2006 - verwandelte sich des zuständigen Ministers herzliches Willkommen in eine tödliche Gewehrkugel. Und siehe da: Als man das erlegte Wesen im Institut für Tieranatomie der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität obduzierte, stellte sich heraus, dass es gar kein Teddybär und auch kein Gummibärchen war, sondern ein Bär der Familie "Ursidae", auch "echte Bären" genannt. Diese "echten Bären" haben im ausgewachsenen Zustand meist nichts Labendes an sich, sondern, ganz im Gegenteil, immer sehr viel Hunger.
Seitdem lebt Bayern in Angst und Schrecken. Zwar konnte JJ1 alias Bruno fachmännisch eliminiert werden, aber was bedeutet dies schon in einer Welt, in der sich zuständige Minister Plüschteddybären aufbinden lassen und aus Gummibärchen in kürzester Zeit "Problembären" (bis dato völlig unbekannt) werden? Bayern hat begriffen: Der nächste Bär kommt bestimmt. Die Frage nur: Welcher? Thomas Kernert, ein journalistischer Saubär, hat sich die Bären in ihrer schauerlichen Vielfalt etwas genauer angeschaut.
Eine Wiederholung aus dem Jahr 2007 anlässlich des 10. Todestages von JJ1 alias Bruno.
Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen
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