radioWissen am Nachmittag Adalbert Stifter und Gottfried Keller
Dienstag, 04.10.2016
15:05
bis 16:00 Uhr
- Als Podcast verfügbar
BAYERN 2
Adalbert Stifter
Der Nachsommer
Gottfried Keller
Dichter, Maler, Politiker
Das Kalenderblatt
4.10.1997
Uraufführung des Musicals "Tanz der Vampire"
Von Frank Halbach
Als Podcast verfügbar
Adalbert Stifter - Der Nachsommer
Autor: Rolf Cantzen / Regie:
"Ich habe eine große einfache sittliche Kraft der elenden Verkommenheit gegenüber stellen wollen." Das schrieb Adalbert Stifter (1805 - 1868) zu seiner bald 1000-Seiten starken Erzählung "Der Nachsommer". Das Echo der Kritiker war und blieb gespalten. Einige rühmten Stifters Sprache und Beobachtungsschärfte, andere zerrissen das Buch. Stifter sei "... der langweiligste und verlogenste Autor, den es in der deutschen Literatur gibt." (Thomas Bernhard) Tatsächlich gibt es im "Nachsommer" keine großen Überraschungen, keine plötzlichen Wendungen, keine Todesfälle, keine Unglücke. Alles ist in bester Ordnung. Die Protagonisten sind aufmerksam, empathisch, hilfsbereit und unfassbar edel und damit Gegenbilder zu Stifter selbst. Dieser fraß und soff bis seine Leber versagte und schlitzte sich verzweifelt mit einem Rasiermesser die Kehle auf.
Gottfried Keller - Dichter, Maler, Politiker
Autor: Herbert Becker / Regie: Eva Demmelhuber
Als er fünf Jahre alt war, starb sein Vater, mit fünfzehn wurde er wegen eines harmlosen Lausbubenstreiches von der Schule verwiesen. Beide Ereignisse hinterließen tiefe Narben in der Psyche Gottfried Kellers. In seinem weitgehend autobiografischen Werk "Der grüne Heinrich" - einem der bedeutendsten deutschsprachigen Bildungs- und Entwicklungsromane - machte er sie später verantwortlich für seine verfehlte und planlose Jugend. Die angestrebte Karriere als Kunstmaler gab Keller zugunsten einer literarischen Tätigkeit auf; als Lyriker brachte er es rasch zur Meisterschaft, aber bald hörte er wieder auf zu Dichten; erst in seinen Dreißigern begann er, erzählende Dichtung zu schreiben. Keller litt an Geldnot, unter seinem Mangel an Schulbildung, an unglücklichen Verliebtheiten und unter den politischen Verhältnissen, die er mit großem Engagement zu beeinflussen versuchte. Ein Stipendium ermöglichte ihm schließlich die ersehnte Weiterbildung, später brachte ihm die Anstellung als Erstem Staatsschreiber des Kantons Zürich materielle Sicherheit. Einen Großteil seiner schriftstellerischen Ideen verwirklichte er erst in den letzten anderthalb Jahrzehnten vor seinem Tod im Jahre 1890.
Redaktion: Petra Herrmann
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