Bayern 2

     

radioWissen Marie von Ebner-Eschenbach und Friederike Kempner

Marie von Ebner-Eschenbach | Bild: picture-alliance/dpa

Dienstag, 18.10.2016
09:05 bis 10:00 Uhr

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BAYERN 2

Marie von Ebner-Eschenbach
"Blaustrumpf" mit blauem Blut

Friederike Kempner
Der schlesische Schwan

Das Kalenderblatt
18.10.1842
Marie Hesse geboren, Hermann Hesses Mutter
Von Brigitte Kohn

Als Podcast verfügbar

Marie von Ebner-Eschenbach - "Blaustrumpf" mit blauem Blut
Autorin: Renate Währisch / Regie:
Über 100 Jahre ist sie nun tot, aber ihre Werke haben die Zeit überdauert: Ihre berühmteste Novelle, der "Krambambuli", wurde sogar zwei Mal verfilmt. Die geborene Baronin Dumbsky heiratete mit 18 ihren Cousin und lernte in Wien das Uhrmacherhandwerk. Ihren literarischen Durchbruch erzielte sie mit der teils autobiografischen Erzählung "Lotti, die Uhrmacherin". Der folgende Roman "Das Gemeindekind" brachte endlich den ersehnten Erfolg auf breiter Front: Da war sie 56 Jahre alt. Mitfühlende Milieuschilderungen aus der weiblichen Perspektive trafen den Zeitgeschmack. Warmherzig und subtil schildert sie auch die gesellschaftlichen Skurrilitäten ihrer Zeit, ohne sich allzu offen für Frauenrechte einzusetzen. Damit nahm sie vor allem auf ihre Familie Rücksicht. Zu ihrem 70. Geburtstag verlieh ihr die Universität Wien einen Ehrendoktortitel - als erster Frau.

Friederike Kempner - Der schlesische Schwan
Autor: Thomas Morawetz / Regie: Martin Trauner
"Besessen ist die Welt / Von Eigennutz und Geld, / Und alles zum - / Verzweifeln dumm!" Das Publikum schlug sich auf die Schenkel vor Vergnügen und hielt sich die Bäuche vor Lachen, wenn Friederike Kempner mit einem neuen Gedichtband aufwartete. 1828 wird sie in der damaligen preußischen Provinz Posen geboren. Die Familie hält einiges auf sich, umso mehr ist die Verwandtschaft geschockt, als Friederike Kempner anfängt, zu dichten, in aller Ernsthaftigkeit und Aufrichtigkeit. Ganze Auflagen von Friederikes Gedichten kauft die Familie, um die Peinlichkeit von ihr abzuwehren. Daneben setzt sich Friederike Kempner auch gegen die Todesstrafe ein, gegen Einzelhaft - und für Leichenhäuser als Mittel gegen die Angst, versehentlich lebendig begraben zu werden. Doch ihr großes Vermächtnis, ist ihre großartige unfreiwillige Komik. Schon zu ihren Lebzeiten hat sie das begeisterte Publikum animiert, sie zu parodieren und in ihrem Sinne weiter zu dichten. Lange hielt man einige der schrägsten Stilblüten und Metaphern für ihre eigenen. Friederike selbst nannte sich den "Schlesischen Schwan" und sah sich in einer Linie mit Goethe und Schiller. Tatsächlich setzt Friederike die Große zwar nicht die Weimarer Klassik fort, wohl aber ist sie selbst zur Stammmutter der schrägen Lyrik geworden, die große Geister bis Heinz Erhard und Robert Gernhardt nach sich zog.

Redaktion: Petra Herrmann

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