radioWissen Die Sowjetunion und die Menschenrechte
Montag, 11.08.2014
09:05
bis 10:00 Uhr
- Als Podcast verfügbar
BAYERN 2
Andrej Sacharow
Bürgerrechtler ohne Angst
Autorin: Julia Smilga / Regie: Martin Trauner
Die Geschichte des sowjetischen Gulag
Leben in der Eishölle
Autorin und Regie: Nicole Ruchlak
Das Kalenderblatt
11.8.1763
Kleine Dichterin bei Friedrich dem Großen
Von Justina Schreiber
Als Podcast verfügbar
Andrej Sacharow (1921-1989) war moralische Instanz, Vordenker und Schutzschild der Andersdenkenden, ein Kernphysiker, der zum Menschenrechtler wurde. Als genialer Physiker entwickelte er die Atombombe und die Wasserstoffbombe mit, die die Sowjetunion zur Supermacht machten. Doch gerade aus dieser Arbeit erwuchs Sacharows Konfrontation mit dem Sowjetregime. Ihm wurde bewusst, wie viele Menschen durch den radioaktiven Fall-out bei den Testexplosionen zu Schaden kamen. Als beharrlicher Kämpfer für die bürgerlichen Freiheiten und Menschenrechte in seinem Land wurde er zum "Staatsfeind Nummer eins" auf der internen Liste des KGB. Eine Folge war die sechsjährige Internierung in der Stadt Gorkij. Erst Michail Gorbatschow ließ Sacharow nach Moskau und in ein normales Leben zurückkehren. Und sofort wurde er zum wichtigsten Impulsgeber für eine neue demokratische Gesellschaft in Russland. Michail Gorbatschow ist auch das Ende einer Art von politischer Verfolgung in der Sowjetunion zu verdanken, die als Gulag-System berüchtigt war und bis heute ein Symbol der Schreckensherrschaft Stalins ist. Eines der millionenfachen Opfer des GULAG-Systems ist Ursula Rumin. Als sie 1952 zu den freundlichen Herren in das Auto steigt, ahnt sie nicht, was ihr bevorsteht. Anstatt zur DEFA nach Ostberlin gefahren zu werden, landet sie in einem Gefängnis der Sowjets. Nach monatelanger Untersuchungshaft wird sie, grundlos und ohne Beweise, wegen angeblicher Spionagetätigkeit zu 15 Jahren Lagerhaft verurteilt. Ohne ihre Familie kontaktieren zu können, wird sie mit anderen Frauen unter grauenhaften Bedingungen in den Norden abtransportiert. Ursula Rumin landet in der Eishölle: in Workuta, einem der bekanntesten Lager des sowjetischen GULag, nördlich des Polarkreises. Dort muss sie bis zur Amnestie unter unmenschlichen Bedingungen schwerste Arbeiten verrichten. Zigtausende starben in den GULAGS, schätzungsweise sechzehn Millionen Menschen waren dort insgesamt inhaftiert - viele von ihnen verstanden bis zum Schluss nicht, warum sie eingesperrt worden waren. Treffen konnte es fast jeden, und als Volksfeind konnte jeder gebrandmarkt werden, denn inhaftiert wurde meist nach vorgegebenen Quoten, nicht nach begangenen Straftaten.
Literatur-Hinweis:
Ursula Rumin, Im Frauen-GULAG am Eismeer, München 2005
Redaktion: Thomas Morawetz
Unter dieser Adresse finden Sie die Manuskripte von radioWissen:
www.br.de/radio/bayern2/sendungen/radiowissen/manuskripte/index.html
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