Bayern 2

     

radioWissen Geschichten aus dem alten und neuen China

Liao Yiwu 2012 | Bild: BR

Dienstag, 03.01.2017
09:05 bis 10:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Der Traum der Roten Kammer
Die chinesischen Buddenbrooks

Der Dichter Liao Yiwu
Der Andersdenker

Das Kalenderblatt
3.1.1969
Der Kommissar ermittelt zum ersten Mal im ZDF
Von Thomas Grasberger

Als Podcast verfügbar

Der Traum der Roten Kammer - Die chinesischen Buddenbrooks
Autorin: Isabella Arcucci / Regie:Petra Herrmann
Als Marcel Reich-Ranicki 1979 in die Volksrepublik China reiste, befragten chinesische Schriftsteller den deutschen Literaturkritiker wissbegierig nach den "Buddenbrooks". Dieser Roman, erklärten sie dem verblüfften Gast, sei in China sehr beliebt, denn er erinnere stark an einen chinesischen Klassiker: an das "Hóng lóu mèng" zu Deutsch „Der Traum der roten Kammer“. Geschrieben zu Beginn des 18. Jahrhunderts von Cáo Xuìqín und von Mao einst verehrt und dann verboten, hat "Der Traum der roten Kammer" in China bis heute nichts von seiner Bedeutung eingebüßt: ob als Buch, als Comic oder als Film. Auf über 2000 Seiten erzählt der Roman vom Untergang der Aristokratenfamilie Jia, von Schönheit, Poesie, kaltblütigen Intrigen und: einer tragischen Liebesgeschichte! Doch das Buch ist vielmehr als ein opulentes Familienepos. Es behandelt Themen der Religion und Philosophie, lässt sich auf ein Spiel mit dem Übersinnlichen ein und spürt mit großem psychologischen Feingefühl der existentiellen Frage nach, was Mensch-Sein in einer von Zwängen bestimmten Gesellschaft bedeutet.

Der Dichter Liao Yiwu - Der Andersdenker
Autorin. Christine Hamel / Regie: Petra Herrmann
Mit seinen Texten, sagt der Schriftsteller Liao Yiwu, wolle er nur das Material für ausgleichende Gerechtigkeit bereitstellen, er sei das Tonbandgerät seiner Generation. Liao Yiwu, 1958 in der Provinz Sichuan geboren, will Zeugnis ablegen und den gesellschaftlichen Außenseitern in China eine Stimme geben. Eine politische Haltung, die vor allem aus seiner eigenen Biografie erwachsen ist: Der Schriftsteller hat Hunger und andere Entbehrungen in der Kindheit erlebt, Umerziehungsmaßnahmen während der Kulturrevolution, Verfolgung, Unterdrückung, Gefängnis, Folter und schließlich Exil. Seit 2011 lebt Liao Yiwu in Berlin, seine Bücher sind in China verboten. In seinen Geschichten erzählt er von einem chinesischen Alltag fern aller ökonomischen Erfolge und verdichtet das komplexe Gesellschaftsbild einer Diktatur, die mit Hausdurchsuchungen, Schweigegeboten, Folter und Zwangsarbeit Tausende von Menschen einschüchtert. Liao Yiwu hat sich vorgenommen, darauf sprachmächtig zu antworten.
Moderaton: Kristina Thiele
Redaktion: Petra Herrmann

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