Hörspiel Franz Kafka: Das Schloss (1/12)
Sonntag, 15.01.2017
15:00
bis 16:00 Uhr
BAYERN 2
Das Schloss (1/12)
Von Franz Kafka
Erzähler - Michael Rotschopf
K. - Devid Striesow
Frauenstimme, Frau 1 - Deleila Piasko
Schwarzer - Steven Scharf
Wirt vom „Brückenhof“ - Peter Kurth
Artur, Jeremias - Jens Harzer
Oswald - Samuel Finzi
Barnabas - Moritz Kienemann
Lehrer - Götz Schulte
Lasemann - Dieter Fischer
Gerstäcker - Wowo Habdank
Frau 2 - Margit Bendokat
Bearbeitung, Komposition und Regie: Klaus Buhlert
BR 2016
Ursendung
Zur Ursendung als Podcast verfügbar im Hörspiel Pool
Wiederholung am Montag, 20.03 Uhr
Drei Gassen, zwei Gasthöfen und ein Schloss. Alles auf engstem dörflichen Raum: draußen ist Winter. Der rätselhafte Neuankömmling K. betritt diese kleine, kalte Welt des Grafen Westwest mit ihren eigenen und eingefahrenen Gesetzen. Den Makel eines ewig Überzähligen, des Außenseiters, wird er, 'Landvermesser' K., hier nie verlieren. Ob der Gast im Dorfgasthaus ein heimatloser Querulant ist oder wirklich als Landvermesser kommt, das wird in der fragmentarischen Versuchsanordnung Das Schloss, die Franz Kafka 1922 schrieb und die 1926 posthum von seinem Freund Max Brod veröffentlicht wurde, nie eindeutig geklärt.
Erstarrung und Bürokratie, Willkür, Argwohn und Fremdenhass verbergen sich hinter den winterlichen Masken dörflicher Stumpfheit. Hier ist offenbar das morlisch reinigende Mandat des wehrhaften Außenseiters gefragt.
Kafka lässt seinen Helden K. erst einmal hungrig, müde und allein eintreffen, in der ungastlichen Wirtsstube des 'Brückenhofes'. Doch An- und Weiterkommen, das schwant auch dem Kafka-unkundigen Zuhörer, werden schnell zum heiklen Unterfangen. Der Zutritt zum mysteriösen Schloss bleibt K. beharrlich verwehrt. Ohne Status und Legitimation wird er zusehends zum Irrgänger - ähnlich den Ortsansässigen, die teilnahmslos durch die "hiesige Ordnung der Dinge" treiben, ohne dass "Ordnung" oder "Dinge" je durchschaubar wären. Nur in den Anfangskapiteln des Romanfragments wird überhaupt eine Handlung entwickelt. Alle weiterführenden Kapitel dagegen sind durch lange in sich kreisende Gespräche geprägt. Der kausale Ablauf verliert sich zunehmend. Ob der bürokratische Apparat des Schlosses K. will oder nicht, ob die Bauern ihm trauen, die Schankmädchen ihn lieben, das bleibt ungewiss; der 'Roman' bleibt Fragment.
Die Chiffren der Entfremdung, die Kafkas Das Schloss bietet, überträgt die 12-teilige Hörspielproduktion von Klaus Buhlert in eine dunkel ironische Inszenierung von Sprache und Klang.