Bayern 2

     

radioWissen am Nachmittag Von der Gunst des anderen leben

Lorenzo de Medici, großer Mäzen der Künste | Bild: picture-alliance/dpa

Mittwoch, 08.02.2017
15:05 bis 16:00 Uhr

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BAYERN 2

Das Mäzenatentum
Wie durch Gönnen Großes entsteht

Der Schmarotzer
Ein Charakter mit Kulturgeschichte

Das Kalenderblatt
8.2.1971
Haarnetzerlass bei der Bundeswehr gelockert
Von Anja Mösing

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Das Mäzenatentum - Wie durch Gönnen Großes entsteht
Autorin: Christiane Büldt-Campetti / Regie: Sabine Kienhöfer
Der Etrusker Gaius Cilnius Maecenas war der erste Kunstförderer der Weltgeschichte, der in augusteischer Zeit Dichter wie Virgil und Horaz unterstützte und mit Geschenken überhäufte. Seitdem gilt als Mäzen, wer Kunst, Wissenschaft und öffentliche Projekte fördert, ohne dafür eine direkte Gegenleistung zu erwarten.
Im Laufe der Geschichte hat das Mäzenatentum allerdings mehrfach einen Wandel erlebt. Gehörte es beispielsweise in der Antike zum guten Ton, Volk und Kultur selbstlos zu unterstützen, gab man im frühen Christentum und im Mittelalter Kunst in der Regel nur für Kirchen und Klöster in Auftrag, um dem Schöpfer zu huldigen oder sich das eigene Seelenheil zu erkaufen. Als Folge des aufkommenden humanistischen Weltbildes kam es schon während der Renaissance erneut in Mode, Kunst, Kultur und öffentliche Einrichtungen zu fördern. Nur war Gönnerschaft da schon alles andere als uneigennützig. Spätestens im 18. Jahrhundert wurde das meist patriarchalische Verhältnis zwischen Mäzen und Protegé dann ganz prosaisch durch Verträge ersetzt. Heute ist Förderung von Kunst fast durchweg an finanzielle Überlegungen gebunden. Ganz ausgestorben sind die altruistischen Mäzene trotzdem nicht.

Der Schmarotzer - Ein Charakter mit Kulturgeschichte
Autorin: Astrid Mayerle / Regie: Christiane Klenz
Er lässt keine Facebookparty aus, er schreibt bei seinen wissenschaftlichen Arbeiten aus anderen Büchern ab, er lässt das 5-Sterne Hotel vom Steuerzahler übernehmen, sein Musikarchiv besteht aus unbezahlten Downloads. Kurz, er lebt auf Kosten anderer: der Schmarotzer oder auch "Parasit" genannt. Genug Anlässe zum moralisch gerechtfertigten Keulenschwingen - oder? Stopp! Der Parasit hat eine wechselhafte Kulturgeschichte und war zunächst einmal ganz und gar positiv belegt: in der griechischen Antike bezeichnete "parasitos" einen hochrangigen Beamten, der für die Auswahl der Opfergaben zuständig war und die Speisen bei Opferfesten vorkosten durfte. Ein Lob des Parasiten hat der französische Philosoph Michel Serres geschrieben. Er verweist auf den griechischen Dichter Simonides von Keos, der sich bei Festen regelmäßig betrank, der Völlerei hingab und dabei aber durchaus sozial verträgliche Komponenten hatte: Gerade wegen seiner Maßlosigkeit war er ausgesprochen unterhaltsam, lockerte die Stimmung und charmierte seine Umgebung. Ebenso wie es kein biologisches System ohne Parasiten gibt, ist auch eine Kultur ohne Schmarotzer undenkbar.

Moderation: Gabriele Gerlach
Redaktion: Bernhard Kastner

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