Umwelt und Konsum Der ökologische Fußabdruck
Welchen Einfluss nehme ich auf meine Umwelt? Wie wirken sich mein Essverhalten, meine Shoppinggewohnheiten, meine Reisen auf den Planeten aus? Das misst der "ökologische Fußabdruck" und macht Lebensstile vergleichbar.
Was ich einkaufe, was ich esse, wie ich wohne und wie ich verreise - jede dieser Entscheidungen hat Konsequenzen für Umwelt und Klima. Um die berechenbar zu machen, haben Forscher verschiendene Instrumente entwickelt, mit am bekanntesten: der ökologische Fußabdruck. Er zeigt auf, wie viel Fläche gebraucht wird, um all die Energie und Rohstoffe zur Verfügung zu stellen, die wir verbrauchen.
Dieser Flächenverbrauch lässt sich dann auf ein Land oder die ganze Menschheit hochrechnen und mit den auf der Erde real verfügbaren Flächen vergleichen. Im zuletzt von der WWF veröffentlichen Report war das Ergebnis für Deutschland: Wenn alle Menschen so lebten wie wir, bräuchten wir fast drei Erden.
Nachhaltigkeit messen
Ökolog. Fußabdruck
Essen, Kleidung, in den Urlaub fliegen – ich verbrauche täglich Energie und Rohstoffe, die die Natur erst einmal produzieren muss. Wie viel ich ihr abringe, zeigt der "ökologische Fußabdruck". Das Messinstrument sammelt alle Ressourcen, die ich im Alltag brauche. Dann wird die Fläche berechnet, die benötigt wird, um all das zur Verfügung zu stellen. 4,6 Hektar Erde beansprucht so zum Beispiel jeder Deutsche im Durschschnitt. Mit dem Fußabdruck kann ich auch sehen, ob die Flächen auf der Erde überhaupt für unseren Lebensstil ausreichen. Das Ergebnis: Unser weltweiter Fußabdruck ist schon jetzt so groß wie 1,5 Erden.
Carbon Footprint
Über die Hälfte der Fläche, die wir für unseren Lebensstil brauchen, brauchen wir, weil wir Kohlendioxid produzieren. Durch Flüge in den Urlaub zum Beispiel, aber auch durch Produkte. Der "Kohlendioxid-Fußabdruck" nimmt den größten Teil meines ökologischen Fußabdrucks ein. Um ihn auszurechnen, zählt die Größe der Moor- oder Waldfläche, die ich benötige, um mein selbst produziertes CO2 wieder umzuwandeln. Es gibt auch einzelne Rechner für den CO2-Fußabdruck von Produkten.
Virtuelles Wasser
Wie viel Wasser ich verbrauche, zählt der "ökologische Fußabdruck" nicht direkt mit. Dafür gibt es aber den Wasser-Fußabdruck. Er zählt nicht nur die Wassermenge, die ich "verdusche", sondern auch meinen virtuellen Wasserverbrauch. Das heißt, Wasser, das zum Beispiel Obstbauern für einen Apfel, den ich esse, zum Bewässern eingesetzt haben. Dieses versteckte Wasser macht insgesamt sehr viel mehr aus, als das Wasser, das ich direkt verwende. Eine Pizza Margerita kostet alleine 1260 Liter virtuelles Wasser.
Ökolog. Rucksack
Ein Liter Milch wiegt ein Kilo. Falsch! Bis die Milchtüte in meinem Kühlschrank landet, verbraucht sie Ressourcen. Das soll der "ökologische Rucksack" zeigen. Ein Liter Milch trägt zum Beispiel einen ökologischen Rucksack von 4,2 Kilo mit sich herum - weil der Tanklaster beim Transport Benzin verbraucht, die Verpackung auch Rohstoffe kostet und die Kühe Futter brauchen. Je schwerer diese Ressourcen aus der Umwelt zu gewinnen sind, desto schwerer machen sie den Rucksack. So kann ich gut Produkte vergleichen.
Was rät der Ökoforscher?
Michael Lettenmeier lebt und forscht in Finnland. Unter anderem für das deutsche Wuppertal-Institut berechnet er ökologische Rucksäcke und Fußabdrücke für Unternehmen, für Produkte oder Lebensstile. Damit berät er Firmen und Institute, wie sie nachhaltiger werden können. Wie schädlich ist unser Lebensstil? Welche Auswirkungen hat er? Und was können wir ändern? Im Online-Interview gibt der Experte Antworten.
Rechenkünste
Um den ökologischen Rucksack eines Produkts genau zu ermitteln, müssen Wissenschaftler die sogenannten Stoffflüsse im gesamten Lebenszyklus des Produkts genau erfassen. Für einen Pullover etwa müssen sie dazu wissen: Wo stehen die Schafe? Was fressen sie? Wie wird die Wolle gereinigt und das Garn gesponnen? Was fällt an Verarbeitungsprozessen und Transporten an, bis der Pullover verkauft ist? Wie wird er später gewaschen, wie lang getragen, wie entsorgt ...?
Diesen Aufwand können die Rucksack- und Fußabdruck-Berechner natürlich nicht für jedes Produkt betreiben. Meistens rechnen die Wissenschaftler mit Durchschnittsdaten für die verwendeten Materialien. Dazu haben Lettenmeier und Kollegen schon jetzt riesige Datenmengen zu Stoffflüssen gesammelt, die ständig weiterwachsen.