Bayern 2 Salon Delschad Numan Khorschid: Nirgendwo ist mein Zuhause

Samstag, 22.03.2025
14:05
bis 15:00 Uhr
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Als Podcast verfügbar
BAYERN 2
Bayern 2 Podcast Buchgefühl - Gespräch und Lesung
ARD Audiothek
Und
Bayern 2
Salon
22. März 2025, 14.05 bis 15.00 Uhr
Delschad Numan Khorschid: Nirgendwo ist mein Zuhause
Eine Kindheit und Jugend im Irak, verfolgt von der Diktatur. Dann eine zweijährige Flucht nach Europa. Delschad Numan Khorschid, Schauspieler, Schriftsteller und Fotograf in München, erzählt seine Geschichte. Lesung und Gespräch.
„Es brennt so tief bis in den Kern der Augen, / bis auf die Knochen. / Die Wellen schaukeln mich in der Luft, / mein Magen liegt ausgepresst / in meiner Hand. // Doch ein kleiner Funke Hoffnung noch. / Auf diesem kleinen Stück rostigen Holz / paddeln wir mühsam / in die dunklen, kalten Winde hinein, / paddeln wir gemeinsam / ins Nichts der sternlosen Nacht. / Einfach weiter.“ (aus: „Sechs Tage auf dem Meer verloren“ von Delschad Numan Khorschid)
Delschad Numan Khorschid, aufgewachsen in einer kurdischen Familie im Irak, ist 17 Jahre alt, als er sich entschließt, das Land und die Familie zu verlassen, in die Freiheit zu fliehen. Bereits in der Kindheit wurde er Zeuge der brutalen Politik der irakischen Diktatur gegen die Kurden und andere Minderheiten im Land. Das Regime von Saddam Hussein führte Krieg gegen die eigene Bevölkerung und brachte, im Rahmen der „Anfal-Operation“, auch Giftgas zum Einsatz. Zu den Opfern der verbrecherischen Politik gehören auch Verwandte von Delschad Numan Khorschid. Bis heute, so sagt er, wisse er etwa nicht, wo sein Vater begraben wurde. Die Familie lebte jahrelang im Versteck, später durften Delschad Numan Khorschid und seine Geschwister nicht zur Schule gehen. Das Lesen und Schreiben brachte er sich heimlich bei.
In seinem Buch „Nirgendwo ist mein Zuhause“ erzählt Delschad Numan Khorschid nun die Geschichte seiner Kindheit und Jugend und seiner zweijährigen, gefährlichen Flucht nach Europa. Er kam nach Deutschland, lernte Deutsch, begann zu schreiben und zu fotografieren, besuchte eine Schauspielschule. Seit 2019 ist er Mitglied am Ensemble des Münchner Residenztheaters. Er spielt unter anderem einen der theaterversessenen Handwerker in Shakespeares „Sommernachtstraum“ - Franz Schnauz, der wiederum - seine Paraderolle - den Mond gibt. „Die Kunst ist für mich die Heimat, die ich nie hatte“, sagt Delschad Numan Khorschid im Bayern 2-Podcast „Buchgefühl - Gespräch und Lesung. „Die Kunst gehört niemandem allein. Sie ist kein Land unter einer einzigen Flagge, ein einziges Stück Erde. Die Kunst ist eine offene Welt für alle.“
Der Band „Nirgendwo ist mein Zuhause“ - herausgegeben von Anke Bitter und im Schillo-Verlag erschienen - enthält Gedichte, Prosatexte und Fotografien. Entstanden ist eine intensive, perspektivenreiche Erzählung über Herkunft, Flucht und die Sehnsucht nach einem Leben in Frieden und Freiheit. Für den Podcast „Buchgefühl“ liest der in München lebende Schauspieler und Schriftsteller eine Auswahl seiner Gedichte. Mit freundlicher Genehmigung des Schillo-Verlages präsentieren wir Gespräch und Lesung mit Delschad Numan Khorschid im Podcast „Buchgefühl“, zu finden in der ARD Audiothek. Redaktion und Moderation: Niels Beintker