radioWissen Umstrittene Heiler

Der illustre Doktor Eisenbarth -
Quacksalber oder Wunderarzt?
von Barbara Kostolnik

Paracelsus und die Harmonie des Kosmos
Die Welt hat ein Loch
von Christian Feldmann

Das Kalenderblatt
25.3.1911
Brandkatastrophe in New Yorker Textilfabrik

"Ich bin der Doktor Eisenbarth, widewidewitt, bum bum, kurir die Leut nach meiner Art, widewidewitt, bum bum". Jedes Kind kennt dieses Schmählied, aber wer kennt den Doktor Johann Andreas Eisenbarth wirklich? Wenn er tatsächlich ein Aufschneider, ein Kurpfuscher, ein Quacksalber war, warum hat er es dann zu so viel Geld, Ruhm und - wie im Fall des Schmählieds deutlich wird - zweifelhaftem Nachruhm gebracht? Oder war der Doktor, der seine Kunst wie auf einem Jahrmarkt öffentlich zelebrierte, nicht doch ein guter Arzt, ein Star seiner Zunft, zu seiner Zeit, dem 18. Jahrhundert? Johannes Eisenbarth war kein studierter Mediziner, sondern ein herumreisender Heiler, er stach den grauen Star und das offenbar keineswegs dilettantisch. Vor allem aber war er ein Marketing-Genie: zu seinen Behandlungen strömten die Menschen und staunten nicht schlecht: wenn etwa Blinde tatsächlich wieder sehen konnten.
Auch Paracelsus war ein Wanderdoktor, dazu Universitätsdozent, Naturheilkundler, Theologe und Sozialrevolutionär. Schon im 16. Jahrhundert kämpfte er gegen Scharlatanerie und für die Wissenschaft. Der Arztsohn aus Einsiedeln in der Schweiz, 1493 geboren, entdeckte die Ursachen der Syphilis und verfasste das erste Buch über Berufskrankheiten, das die Medizingeschichte kennt. Er vertrat einen frappant modernen, ganzheitlichen Begriff von Medizin und Krankheit. Statt ein krankes Körperorgan reparieren zu wollen wie ein beschädigtes Uhrwerk, bezog er Umweltbedingungen und die seelische Verfasstheit des Patienten in seine Diagnose mit ein.

Redaktion: Brigitte Reimer
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