Die Ortschaft Kiefersfelden kennen die meisten Leute aus den Staumeldungen. Weniger bekannt ist, dass die knapp 7000-Einwohnergemeinde an der bayerisch-tirolischen Grenze jeden Sommer ein Mordstheater veranstaltet. Und das schon seit Jahrhunderten. Alte Dokumente belegen, dass 1618, also vor mehr als 400 Jahren, spielfreudige Holzknechte und Köhler damit anfingen, das Volk auf der Laube des Veitbauern zu unterhalten. Zuerst waren es noch Heiligen- und Parabelstücke. Ab dem 19. Jahrhundert standen dann Ritterschauspiele auf dem Programm. Und dabei ist es bis heute geblieben.

Der "Bauern-Shakespeare" von Kiefersfelden

Das Repertoire der Comedihüttn in Kiefersfelden besteht aus rund 20 Dramen, die alle aus der Feder des Tiroler Zuwanderers Josef Georg Schmalz stammen. Der "Bauern-Shakespeare", wie er von den Kieferern genannt wurde, mochte es theatralisch. Inhalt und Sprache sind über die Jahrhunderte kaum verändert worden. So klingen die Stücke für heutige Besucher oft aufgesetzt und unfreiwillig komisch.

Eherne Schwerter und alte Kulissen

Bei den Kiefersfeldener Ritterschauspielen wird mit echten Eisenschwertern gekämpft. Da kann schon mal ein bisschen Blut fließen. Auch die Bühne ist eine Besonderheit. Sie ist die einzige, noch regelmäßig bespielte Barockdrehbühne mit aufklappbaren Seitenkulissen und handgemalten Prospekten. Hinter der Bühne kümmern sich die so genannten Herrichter um das Szenenbild und die Geräusche. Und die Musik kommt nicht vom Band. Es wird natürlich live von den örtlichen Musikanten aufgespielt.

Wie schon vor 400 Jahren sind die Darsteller keine Schauspieler, sondern spielbegeisterte Kiefersfeldener, die gleich nach Fasching mit dem Textelernen und den Proben beginnen.

Heuer spielen die Kiefersfeldener das Schauspiel „Mangolf von Rottenburg“. Premiere ist am 29.07.2023 um 17.00 Uhr. Danach gibt es neun weitere Vorstellungen bis 03.09.2023. Nähere Informationen und wie Sie Karten kriegen hier.