Bahnlärm Anwohner wollen ihre Ruhe
Weil sie befürchten, dass bald deutlich mehr Güterzüge an ihrem Grundstück vorbeifahren, haben Bürger im Münchner Norden einen Aktionskreis contra Bahnlärm gegründet. Im Altmühltal gibt's das Lärmproblem schon länger.
Wenn die Bahn mehr Güterzüge einsetzen und stillgelegte Gleise wieder in Betrieb nehmen will, dann stößt sie schnell an Grenzen. Denn entlang vieler Strecken sind mittlerweile die Ortschaften ziemlich dicht ans Gleisbett herangewachsen. Und die Bewohner pochen auf ihr Recht auf Ruhe. Denn Lärm macht krank. Der Lärm vorbeifahrender Güterzüge kann bis zu 90 Dezibel betragen. Das entspricht dem Krach von Rasenmähern, Motorsägen und Presslufthämmern.
Aufruhr im Idyll
Häuslebesitzer an der Bahn-Strecke zwischen dem Münchner Rangierbahnhof Nord und Feldmoching befürchten, dass der Zuglärm bald deutlich zunehmen könnte: Dann nämlich, wenn die Bahn ein stillgelegtes Gleis wieder in Betrieb nimmt, die sogenannte "Feldmochinger Kurve". Dann könnten auch auf den Anschlussgleisen durch Feldmoching noch mehr Güterzüge donnern - möglicherweise auch auf dem Weg zum geplanten Brenner-Basis-Tunnel. Heute fahren rund 30 Güterzüge pro Tag und Nacht über die Gleise. Morgen könnten es 100 und mehr sein, befürchten die Anwohner. Sie wollen Lärmschutzwände.
Zuständigkeits-Wirrwarr
Die Anrainer sind auf die Behörden angewiesen, um einen effektiven Lärmschutz zu bekommen. Und da liegt offenbar das Problem. Niemand fühlt sich so wirklich zuständig. Die Bahn sagt: Bei Häusern, die nach 1974 gebaut worden sind, also nach der Verabschiedung des Bundes-Immissions-Schutz-Gesetzes, sind die Kommunen für Schallschutz zuständig. Im Feldmochinger Fall wäre das die Stadt München. Die aber will erst einmal konkrete Zahlen von der Bahn bekommen: Wie viele Güterzüge werden es denn? Wie hoch ist der Bedarf an Schallschutzmauern, -wällen und –fenstern? Zahlen und Fakten, die Bahn-Sprecher Honerkamp nicht nennen kann. Nur eines kann er sagen, die wiederbelebte Trasse durch Feldmoching wird nicht zum geplanten Brenner-Basis-Tunnel führen.
Hoffen auf Lärmschutz auch im Altmühltal
Ein noch wesentlich größeres Lärmproblem haben die Bürger im mittelfränkischen Solnhofen. Der Ort liegt im romantischen Altmühltal, und zwar direkt an der Bahntrecke zwischen Nürnberg und München. 10 bis 15 Güterzüge rauschen durch den Ort - pro Stunde. Seit Jahren kämpfen die Solnhofer für Lärmschutz. Jetzt hoffen sie auf leisere Bremsen an den Güterzügen, sogenannte Flüster-Bremsen, und auf Schallschutzwände. Bund und Bahn müssen nämlich alte Strecken nachrüsten - auch die durchs Altmühltal. Dafür stehen heuer 150 Millionen Euro zur Verfügung, allerdings für ganz Deutschland.
"Aus diesen Geldern sind 30 Millionen Euro zweckgebunden für leise Güterzugbremsen, und 120 Millionen Euro, um sonstige Schallschutzwände zu bauen, Brückenentdröhung zu machen oder andere Maßnahmen durchzuführen."
Bernd Honerkamp, Sprecher der Deutschen Bahn
Im kommenden Herbst sollen die Planungen für Schallschutzwände im Altmühltal losgehen. Bis es in Solnhofen wirklich leiser wird, dürften allerdings noch sieben Jahre ins Land gehen.