Bayern 2 - Evangelische Perspektiven


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Lobet ihn mit Posaunen Die Geschichte der Posaunenchöre

Soll man beschreiben, was "typisch evangelisch" ist, dann gehören die Posaunenchöre auf jeden Fall dazu. Elke Worg beschreibt in den Evangelischen Perspektiven die Geschichte der evangelischen Posaunenchöre.

Stand: 02.06.2014

  • 1731
    In der Herrnhuter Brüdergemeinde in Gnadua wird ein Advebntsstern aufgehängt. | Bild: picture-alliance/dpa

    1731

    Vorläufer Herrnhuter Gemeinden

    Vorläufer der evangelischen Posaunenchorbewegung waren die Herrnhuter Brüdergemeinen. Die Gemeinschaft aus böhmischen Glaubensflüchtlingen und deutschen Pietisten hatte sich im 18. Jahrhundert in der Oberlausitz niedergelassen. Die Musik spielte für die Gemeinschaft eine große Rolle. Bereits 1731 findet sich in den Unterlagen der Herrnhuter Gemeinde der Hinweis auf den Einsatz von Blasinstrumenten. Die Bläser taten an kirchlichen Feiertagen und bei Beerdigungen ihren Dienst.

  • 1840
    Eine Jesusfigur mit Rosshaar und schwenkbaren Armen ist im Lindebühl-Museum in Mühlhausen in der Ausstellung "Umsonst ist der Tod! Alltag und Frömmigkeit am Vorabend der Reformation" zu sehen. | Bild: picture-alliance/dpa

    1840

    Erweckungsbewegung

    Die eigentliche Geschichte der Posaunenchorarbeit in Deutschland beginnt in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts. Auslöser war die Erweckungsbewegung, die sich in Deutschland immer weiter ausbreitete. Diese wollte einen neuen Glauben und Gemeindefrömmigkeit, nicht die wissenschaftlich verfasste Theologie, die durch die Aufklärung schon so leblos geworden ist, und zumindest für den Laien nicht mehr verständlich war. Sie wollten wieder zurück und ihre Sehnsucht nach Spiritualität leben.

  • 1843
    Verschollene Bach-Quelle von 1772 wiederentdeckt | Bild: picture-alliance/dpa

    1843

    "Jünglingsvereine"

    1843 gründete Pastor Johann Volkening im ostwestfälischen Jöllenbeck, das heute zu Bielefeld gehört, den ersten Posaunenchor. Viele westfälische „Jünglingsvereine“, die Vorläufer des CVJM, nahmen sich die Jöllenbecker Blechbläser zum Vorbild und gründeten wiederum eigene Chöre. Die jungen Männer stammten zumeist aus einfachen Verhältnissen und hätten sonst nie die Gelegenheit bekommen, sich musikalisch zu betätigen. Blechblasinstrumente vermittelten ihnen zudem schnelle Erfolgserlebnisse, da sie relativ leicht zu erlernen sind.

  • 1865
    Musikant mit Posaune | Bild: colourbox.com

    1865

    "Väter" der westfälischen Posaunenchöre

    Dass Posaunenchöre reibungslos mit Orgel und Gemeinde musizieren können, ist Johannes Kuhlo zu verdanken. Er war von Natur aus ein hochbegabter Bläser. Sein Vater Eduard hatte als Pastor in Gohfeld, unweit von Jöllenbeck, einen Jünglingsverein gegründet. Nur ein Jahr später rekrutierte er aus diesem einen Posaunenchor. Um Spenden für die Instrumente zu sammeln, predigte er leidenschaftlich über Psalm 150.

  • 1914
    Deutsche Soldaten an der Westfront | Bild: picture-alliance/dpa

    1914

    Fast verstummt

    Der Erste Weltkrieg brachte das protestantische Blech fast zum Verstummen. Die Bläser mussten zum Militär, und Frauen traute man damals nicht zu, dass sie „erwecklich“ blasen konnten. Erst im Zweiten Weltkrieg brachte man ihnen die Posaunentöne bei. Seither sind sie beständig auf dem Vormarsch.

  • 1921
    Noten für Bayern | Bild: picture-alliance/dpa

    1921

    Bläserliteratur für Bayern

    Um 1921 wurde eine einheitliche Bläserliteratur für ganz Bayern herausgeben. Denn in Bayern wurden zahlreiche Kirchenlieder anders gesungen als im Rest von Deutschland, z.B. "Ein feste Burg ist unser Gott", z.B. "Nun danket alle Gott".

  • 1935
    Auf dem Reichparteitag 1934: Hitler und Kirchenvertreter | Bild: picture-alliance/dpa

    1935

    Brauner Schatten der Geschichte

    Johannes Kuhlo folgte Adolf Müller als prägende Gestalt der Posaunenchorbewegung. Unter seiner Leitung verbesserte sich die bläserische Qualität der Posaunenchöre erheblich. Die letzte prägende Gestalt war Wilhelm Ehmann. Ob Kuhlo, Müller oder Ehmann – alle drei Posaunenväter waren Parteimitglieder. Ehmann war sogar noch SA-Mitglied und natürlich Müller noch Deutscher Christ. Johannes Kuhlo spielte nicht nur zum Lobe Gottes, sondern auf dem Obersalzberg auch zum Lobe Hitlers. 1935 dichtete er Psalm 21 zur Hymne auf den Führer um.

  • 2014
    Caption Bläser musizieren während eines Adventskonzerts in der Marienkirche in Dessau | Bild: BR

    2014

    Gegenwart

    Die Geschichte der evangelischen Posaunenchöre zeigt, dass sie einem ständigen Wandel unterliegt. Trotzdem ist die Arbeit der Bläser nach wie vor unverzichtbar. Kein Kirchentag, der nicht von Posaunenmusik umrahmt würde. Und auch in den Gemeinden haben die Posaunenchöre nach wie vor ihren festen Platz. Heute gibt es etwa 7.000 evangelische Posaunenchöre in Deutschland. Sie bestehen aus insgesamt 120.000 Bläserinnen und Bläsern. Alle sind seit der Wiedervereinigung im gemeinsamen Dachverband „EPiD“, dem „Evangelischen Posaunendienst in Deutschland“ zusammengeschlossen.


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