Washington-Magazin Abseits von National Mall und Kapitol
Moskauer würden wahrscheinlich nicht mal müde grinsen, vergliche man ihre grandiose Metro mit der Washingtoner U-Bahn. Streng geheimgehalten wird bis heute ein alter Spionagetunnel. Zudem durchstreifen wir DC auf der Suche nach den vielfältigen Murals, betrachten den Wandel der Restaurantszene, trommeln im Park und besuchen Lincolns Zweitwohnsitz. Rolf Büllmann moderiert.
Murals - faszinierende Wandgemälde
Washington DC ist bekannt für seine unzähligen Museen, beispielsweise der Smithsonian Institution. Doch den wenigsten dürfte das größte Kunstmuseum auffallen: Denn die Stadt selbst in ein Freilichtmuseum für Wandmalereien und Graffitikunstwerke. Dass einige von ihnen, sagen wir, eher am Rande der Legalität entstanden sind, macht wohl den besonderen Reiz aus, wie Barbara Leidl berichtet.
Drum Circle - Der Beat der Hauptstadt
Es ist der Beat der US-Metropole: Dreißig, vierzig Trommler sitzen auf Parkbänken und mitgebrachten Hockern im Kreis. Djembés, Kongas, Bongos, Rasseln - jeder bringt sein Percussionsinstrument mit und wird so Teil des Drum Circle. Jeden Sonntag und das schon seit 1965, als ein schwarzer Anführer der Bürgerrechtsbewegung ermordet wurde. Von Trommlern ins Leben gerufen in der Woche, als Malcolm X ermordet wurde, also vor über 50 Jahren. Alles begann, um sein Leben und Vermächtnis zu ehren, heute steht diese klangvolle Institution auch Newcomern offen. Eine Reportage von Martina Buttler.
Vom Doppelagenten verraten - Der Spionagetunnel
Es ist immer noch eines der ungelösten Rätsel in Amerikas Hauptstadt aus der Zeit des Kalten Krieges: In den 70er- und 80er-Jahren hatte der amerikanische Geheimdienst einen Spionagetunnel unter die Sowjetische Botschaft in Washington gegraben. Wo genau der Tunnel entlanglief, ist bis heute nicht bekannt. Die US-Regierung schweigt hartnäckig. Hobby-Historiker glauben nun jedoch, den Eingang gefunden zu haben. Martin Ganslmeier hat einen von ihnen namens Charles Trew bei seiner Suche begleitet.
Gourmettempel statt Steaklokal - Die Restaurantszene
Kulinarisch gesehen galt Washington DC lange Zeit als eine Art Diaspora. Es gab zwar immer schon teure und exklusive Restaurants, in denen Lobbyisten Politiker zu überteuerten Steaks einladen konnten - aber wirkliche Finesse fand sich kaum auf den Speisekarten der Hauptstadt. Das hat sich geändert in den letzten Jahren, und die Washingtonians können mittlerweile aus ganz hervorragenden Restaurants auswählen, von denen sich manche sogar Hoffnung auf einen Michelin-Stern machen können, weiß Sabrina Fritz.
Das Debakel - Washingtons Metro ist wahrhaft 'unterirdisch'
Die U-Bahn, die einmal das Kronjuwel des Stadtverkehrs war, schlittert in letzter Zeit von einer Panne in die andere. Pendler planen mittlerweile mit großer Selbstverständlichkeit Verspätungen und Zugausfälle ein - und fluchen darüber, dass nichts besser, sondern alles immer nur schlimmer zu werden scheint. Vielleicht ändert sich das ja, denn der neue Chef bemängelte bei seinem Amtsantritt vor allem eine "fehlende Sicherheits- und Servicekultur". Jan Bösche ist selbst eingestiegen in die Metro von Washington DC.
Ein Besuch in Lincoln's Cottage
Eine Umfrage der Washington Post unter Geschichtsexperten ergab, dass die überwiegende Mehrheit Abraham Lincoln als Lieblingspräsidenten nennt. Nicht nur, dass er das Land durch den Bürgerkrieg geführt und die Sklaverei abgeschafft hat – auch seine Ermordung im Ford’s Theatre ist spektakulär und bewegt noch heute Verschwörungstheoretiker. Doch nur die wenigstens wissen von Lincolns Zweitwohnsitz, quasi das Camp David der Bürgerkriegsjahre… Obwohl Lincoln nicht der einzige Präsident war, der das Haus nutzte, trägt es heute seinen Namen. Etwa ein Viertel seiner Präsidentschaft vom Frühjahr 1861 bis zu seiner Ermordung 1865 hat er dort verbracht. Barbara Leidl hat sich auf die Suche nach Lincolns Geist gemacht.
Play List
John Denver: Take Me Home, Country Roads
Duke Ellington: In A Sentimental Mood
Gil Scott-Heron: Washington DC
John Mellencamp: To Washington
Eva Cassidy: The Water is Wide
Mary Chapin Carpenter: I Can See It Now