Ist es nicht merkwürdig, dass Pfeifen heute fast nur in negativen Zusammenhängen auftaucht - aus dem letzten Loch pfeifen, jemanden verpfeifen? Dass Pfeifen ein Signal des Selbstvertrauens ist, haben die meisten vergessen. Wer auf die Widrigkeiten des Lebens zu pfeifen versteht, ist nicht so leicht aus der Fassung zu bringen. Deswegen meine Empfehlung: beginnen Sie den Tag mit einem kleinen Pfeifkonzert. Da kommt Heiterkeit auf, ähnlich wie wir das bei vom Gezwitscher der Vögel am frühen Morgen erleben. "Pfeife, damit es vorbeigeht", empfehlen die Italiener. Das hilft vor allem bei Morgenfrust. Wer pfeift, wird nämlich sofort belohnt. Das Gehirn wird mit sauerstoffreichem Blut versorgt, die Lungen werden durchgeblasen, Glückshormone werden ausgeschüttet. Pfeifen tut gut! Das fühlt der Pfeifende. Und die anderen werden ermuntert miteinzustimmen, weil sie ahnen: Heute wird ein guter Tag.

Entnommen aus: Irmtraud Tarr "Rituale für den guten Morgen", Kreuz Verlag, Freiburg 2013 (E-Book, Kap.'Pfeifen Sie drauf!')