Bayern 2 - Gedanken zum Tag


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Anselm Grün Gedanken zum Tag

Die Verbundenheit zwischen Alt und Jung wird verhindert, wenn sich die Generationen voneinander isolieren.

Stand: 23.07.2024 00:01 Uhr

Gedanken zum Tag - Bayern 2 | Bild: BR

23 Juli

Dienstag, 23. Juli 2024

Die Verbundenheit zwischen Alt und Jung wird verhindert, wenn sich die Generationen voneinander isolieren. Die Alten jammern nach dem bekannten Motto: Früher war alles besser. Dann verschließen sie sich den Jungen gegenüber und verurteilen alles, was von der Jugend ausgeht. Die Jungen trauen dann den Alten nichts zu. Sie sind voller Vorurteile, die Alten würden auf ihre Kosten leben, sie seien schuld, dass für die Jungen die Zukunft viel düsterer aussieht als früher, dass sie schlechtere Lebensbedingungen haben, als sie die Alten in ihrer Jugend hatten. Diese Vorurteile schaffen Gräben. Umso wichtiger ist es, dass die Generationen aufeinander hören und voneinander lernen wollen. Das kann durchaus auch Streit bedeuten. Denn auch Streiten kann verbinden, wenn man unterschiedliche Positionen austauscht. Und wenn man zustimmt, dass es verschiedene Interessen, verschiedene Perspektiven auf das Leben gibt, ist es auch notwendig, miteinander ins Gespräch zu kommen. Die Alten haben die Aufgabe, die Jungen zu verstehen und ihnen nicht die eigenen Maßstäbe überzustülpen. Die Jungen profitieren davon, wenn sie auf das hören, was die heute alten Menschen bewegt, was sie getragen hat, was ihre Lebensphilosophie ist. Und beide Generationen müssten ins Gespräch kommen etwa, wie wir den Klimawandel begrenzen können und welchen besonderen Beitrag jede Generation leisten kann, statt sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe zu schieben.

Entnommen aus: Anselm Grün "Kein Mensch lebt nur für sich allein. Verbundenheit erfahren, das Miteinander stärken", Herder Verlag, Freiburg 2023


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