Bayern 2 - Gedanken zum Tag


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Émile Chartier Gedanken zum Tag

Wenn man sieht, dass ein Mensch, der sich etwas vornimmt, bereits am Gelingen zweifelt, bevor er einen Versuch unternommen hat, sagt man, er habe kein Selbstvertrauen.

Stand: 06.08.2024

Gedanken zum Tag - Bayern 2 | Bild: BR

06 August

Dienstag, 06. August 2024

Wenn man sieht, dass ein Mensch, der sich etwas vornimmt, bereits am Gelingen zweifelt, bevor er einen Versuch unternommen hat, sagt man, er habe kein Selbstvertrauen. (…) Wollen, ohne bei sich einen Schwur zu tun, das ist kein Wollen. Wer auch nur voraussieht, dass er schwach und unbeständig sein wird, ist es schon. Man kann sich hierbei nicht auf die Erfahrung berufen, weil ein fester oder ein schwankender Wille die Erfahrung ändert. Es ist nicht sicher, dass die Wege sich auftun werden, wenn man den festen Glauben hat, aber es ist sicher, dass alle Wege versperrt sein werden, wenn man nicht zunächst den festen Glauben hat. Das heißt als Geschlagener in die Schlacht ziehen. Das heißt den Graben überspringen mit dem Gedanken, dass man hineinfallen wird. Glauben, dass man frei ist, ist die erste Bedingung allen Tuns. (…) Als die Bergsteiger von weiten die ersten Hänge des Everest sahen, da war alles Hindernis. Erst indem sie weiterschritten, fanden sie Zugänge.

Entnommen aus: Émile Chartier "Das Glück ist hochherzig. Sechzig Propos", übersetzt von von Franz Joseph Krebs, Suhrkamp Verlag, Frankfurt 1987


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