Bayern 2 - Gedanken zum Tag


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Marcus Friedrich Gedanken zum Tag

Wer kennt sie nicht: durchwachte Nächte, in denen die Gedanken rotieren und nicht zur Ruhe kommen wollen, Nächte, in denen man nichts sehnlicher herbeiwünscht als den Schlaf.

Stand: 09.08.2024

Gedanken zum Tag - Bayern 2 | Bild: BR

09 August

Freitag, 09. August 2024

Wer kennt sie nicht: durchwachte Nächte, in denen die Gedanken rotieren und nicht zur Ruhe kommen wollen, Nächte, in denen man nichts sehnlicher herbeiwünscht als den Schlaf. Nächte, in denen man ungeduldig auf den Morgen wartet, dass man endlich wieder aufstehen kann? War womöglich die letzte Nach eine solche Nacht? (…) Wenn am Tag nicht nachgedacht werden kann, und zwar grundsätzlich und frei und mit Zeit über die Dinge, Aufgaben und Beziehungen, die gewesen sind, dann raubt einem das Bedürfnis nachzudenken, sogar die Nacht. Nachdenken: Dieses Wort beschreibt (…) wunderbar einfach, dass wir Geschehenes danach in Gedanken verfolgen müssen. Indem wir es in der Erinnerung hin und her wenden, wird es erst Erfahrung. Weil wir aber in der Kultur, in der wir leben, vor allem darauf getrimmt sind, uns immer wieder aufs Neue, aufs Nächste zu fokussieren, weil wir stets damit ringen, vor den auf uns einprasselnden Impulsen und Anforderungen zu bestehen, bleibt uns oftmals wenig Zeit und Raum, unserer Welt nach-zu-denken. Dabei braucht es so dringend absichtslose Zeiten, leere Räume im Kalender, dass Muße entstehen kann. Solche Zeiträume wünsche mir auch heute, damit ich in Ruhe nachdenken kann! Ich hoffe, ich werde dafür sorgen können - und die nächste Nacht umso besser schlafen.

Entnommen aus: Marcus Friedrich "Sternenkarren. Auf den Spuren Gottes durchs Leben ziehen", Echter Verlag, Würzburg 2019


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