Wenn wir gekränkt sind oder uns ungerecht behandelt fühlen, neigen wir dazu, eine Beziehung auf Eis zu legen oder ganz abzubrechen. Oder wir reden nach außen hin freundlich mit der Person, mit der wir eigentlich nichts zu tun haben wollen, und denken uns unseren Teil. In meiner Weltsicht wäre das jedoch Zeitverschwendung. Wieso soll ich weiterhin mit Menschen Umgang pflegen, denen ich nicht auf Augenhöhe begegnen will? Lieber verzeihe ich, statt zu kündigen oder eine Beziehung in die Schieflage rutschen zu lassen. Ohne die gleiche Augenhöhe kann es keine wahrhaftige Verbindung zwischen Menschen geben. Es gibt nur zwei Schritte zu beachten. Erstens die Verletzung anzunehmen, sie gehört zu deinem Leben. Zweitens zu verzeihen. Rücke dabei nicht das Verzeihen in den Mittelpunkt deiner Gedanken, sondern die Freiheit, denn indem du verzeihst, befreist du dich. Verzeihen mag nach Schwäche klingen - "der Klügere gibt nach" kann auch beschönigend gedeutet werden. Doch Verzeihen schenkt uns Freiheit, und so sind wir letztlich die Stärkeren. Und dann fühlst du weder Wut noch Hass noch Rache. Ist dies nicht das Größte, was du erreichen kannst? Frei zu fühlen und zu denken, was du möchtest. Niemand steuert deine Gefühle und Gedanken in eine Richtung durch sein negatives Verhalten. Du bist frei für das ganze große, schöne Leben.

Entnommen aus: Greta Silver "Wie Brausepulver auf der Zunge. Glücklich sein ist keine Frage des Alters", Scorpio Verlag, München 2018