Bayern 2 - Gedanken zum Tag


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Anselm Grün Gedanken zum Tag

Da ein Scheitern oft als Niederlage erlebt wird, versuchen viele, ihrer Niederlage aus dem Weg zu gehen, indem sie sich mit den Siegern oder mit den vermeintlich Stärkeren identifizieren.

Stand: 29.08.2024

Gedanken zum Tag - Bayern 2 | Bild: BR

29 August

Donnerstag, 29. August 2024

Da ein Scheitern oft als Niederlage erlebt wird, versuchen viele, ihrer Niederlage aus dem Weg zu gehen, indem sie sich mit den Siegern oder mit den vermeintlich Stärkeren identifizieren. Andere versuchen, ihr Scheitern zu kompensieren, indem sie sich noch mehr anstrengen und mit aller Kraft dagegen angehen. Doch das führt nur noch tiefer in die Sackgasse des Scheiterns hinein. Andere verharmlosen ihre Situation, indem sie sich realistisch geben: "So ist eben das menschliche Leben". Doch all das führt nicht weiter. Es geht darum, sich mit dem Scheitern auszusöhnen und dann nach Wegen zu suchen, wie wir unsere Niederlagen so bearbeiten können, dass daraus neues Leben erwächst, dass unser Scheitern zu einem neuen Anfang wird. Viele haben, wenn sie gescheitert sind in ihrem Beruf, das Gefühl: Ich stehe vor den Scherben meines Lebens. Doch die Chance des Scheiterns besteht darin, dass Gott aus den Scherben meines Lebens etwas Neues zusammenfügt. Gott verwandelt das Scheitern immer wieder in einen neuen Anfang. Er baut die Trümmer Jerusalems* wieder auf. Er lässt aus dem abgehauenen Baumstumpf einen neuen Reis erblühen. Nach außen hin ist Jesus am Kreuz auch gescheitert. Doch Gott hat ihn von den Toten auferweckt. So sind der Tod und die Auferstehung Jesu zu einem Symbol der Hoffnung geworden, dass alles in uns verwandelt werden kann, dass unsere Niederlage in einen Sieg verwandelt wird und unser Scheitern in einen neuen Anfang.

Entnommen aus: Anselm Grün "Im Wandel wachsen. Wie wir freier, authentischer, gelassener und hoffnungsvoller werden können", Herder Verlag, Freiburg 2022


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