Bayern 2 - Gedanken zum Tag


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Thomas Schulz Gedanken zum Tag

Allgemeine Langlebigkeit, also eine ganze Gesellschaft, die 100 Jahre Leben vor sich hat, war bislang stets eine Utopie.

Stand: 08.10.2024

Gedanken zum Tag - Bayern 2 | Bild: BR

08 Oktober

Dienstag, 08. Oktober 2024

Allgemeine Langlebigkeit, also eine ganze Gesellschaft, die 100 Jahre Leben vor sich hat, war bislang eine Utopie. Über die sich wunderbar philosophisch abstrakt diskutieren ließ. Nun ist sie dabei, Realität zu werden. Das verändert die Debatte. Viele Philosophen schätzen aber das Alter ganz grundsätzlich als höchst wertvoll, individuell wie gesellschaftlich. "Die ersten vierzig Jahre unseres Lebens liefern den Text, die folgenden dreißig den Kommentar dazu", schrieb Arthur Schopenhauer. Und Cicero, berühmtester Redner des alten Rom, gibt gleich eine ganze Anleitung über die Kunst, alt zu werden. In einem fiktionalen Dialog lässt er den römischen Feldherrn Cato den Älteren argumentieren, dass das Alter die beste Phase des Lebens sei und deswegen gerne auch möglichst lange dauern solle. Aber nur solange man sich einer weisen Lebensführung verschreibe. Wie die aussieht? Zum Beispiel "niemals aufhören zu lernen" und nicht schon in jungen Jahren den Körper mit Exzessen ausmergeln. Mehr als 2000 Jahre später argumentiert der Tübinger Philosoph Otfried Höffe ähnlich: Das Alter solle vielmehr als schöne Zeit betrachtet werden, und es gelte ohnehin, nicht von zunehmendem Alter, sondern von "gewonnenen Lebensjahren" zu sprechen.

Entnommen aus: Thomas Schulz "Projekt Lebensverlängerung. Wie 100 gesunde Lebensjahre dank Spitzenforschung und High-Tech Medizin jetzt schon möglich werden - und was wir selbst dafür tun müssen", Deutsche Verlagsanstalt, München 2024


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