Wie man am besten Gärtnern lernt? Einfach loslegen! Das meiste klärt sich von allein. Um alle offenen Fragen kann man sich kümmern, wenn es dann so weit ist. Wer ganz besonders schnell lernen will, darf keine Angst vor Fehlern haben. Und wer sich mit einer netten älteren Nachbarin anfreundet, der bekommt die besten Tipps und ab und zu sogar ein paar Bohnen geschenkt. "Learning by Doing", Dinge lernen, einfach indem man loslegt und dann im Machen lernt, wie sie funktionieren, darum kommt man im Garten nicht herum. Gärtner bist du nämlich erst, wenn du die Kartoffeln tatsächlich in die Erde legst und eine Schaufel in die Hand nimmst. "Learning by Doing", das ist auch etwas, wovor ich mich nur allzu gerne drücke. Denn eigentlich lerne ich viel lieber sicher an meinem Schreibtisch. Lese erst zwanzig Bücher, bevor ich loslege. Was ich beim "Learning by Doing" so hasse, ist, dass mir jeder beim Lernen zuschauen kann. Jeder kann meine ersten stümperhaften Versuche sehen, niemandem bleibt verborgen, wie ich die typischen Anfängerfehler begehe. Ich versage für alle sichtbar auf dem Präsentierteller. Und das ist mir peinlich. Doch wie sind wir eigentlich auf die Idee gekommen, dass wir Dinge gleich beim ersten Mal können müssen? Wann haben wir aufgehört, ums zu erlauben, schlecht bei etwas zu sein und es dennoch zu tun? Warum denken wir, Fehler wären etwas, das es um jeden Preis zu vermeiden gilt? Eigentlich sind sie die wichtigsten Helfer in unserem Lernprozess und wenn wir sie ständig vermeiden wollen, werden wir nicht allzu viel dazulernen.

Entnommen aus: Anne Gorges " Bin im Garten - Jesus treffen, Geschichten vom Wachsen und Staunen", Neukirchener Verlagsgesellschaft, Neukirchen-Vluyn 2024