Brückmann & Neubersch Gedanken zum Tag
Unsere Gedanken und Gewohnheiten haben uns fest im Griff.
29. Oktober
Dienstag, 29. Oktober 2024
Unsere Gedanken und Gewohnheiten haben uns fest im Griff. Es fängt schon im Kleinen an. Nehmen wir mal an, wir treffen einen alten Bekannten auf der Straße und er fragt uns, wie es uns geht. Selbst wenn wir uns gerade in einem absoluten Hoch befänden, würde es sich vermutlich komisch anfühlen, zu antworten: "Mir? Du, mir geht's gerade wunderbar. Ich bin so richtig glücklich. Und Du?" Vermutlich würden wir eher antworten: "Ja, ganz gut. Aber die Arbeit stresst mal wieder." Stress kommt einfach immer noch besser an als Glück. Wir sind - zumindest in Deutschland - auf Bescheidenheit programmiert. "Bloß nicht klotzen" oder "Sei kein Angeber" sind Sätze, die uns sofort in den Sinn kommen, wenn wir mal raushauen, was uns alles Gutes passiert. Machen wir lieber auf Instagram. Am Tisch bei Freunden aber eher nicht. (…) Wir sind es gewohnt, unser Glück kleinzureden bzw. zur rechtfertigen. Auch vor uns selbst. Diese Gewohnheit muss also zunächst erst mal erkannt und umprogrammiert werden. (…) Wir entscheiden (…), ob wir glücklich oder genervt aufstehen und auch so wieder ins Bett gehen. (…) Natürlich gibt es immer wieder Gründe, die uns nicht beim Glücklichsein ankommen lassen. (…) Wir alle bringen unser "Päckchen" mit und haben die eine oder andere Krise hinter uns. Manche Krisen schlimmer als andere. Es ist nur die Frage, welche Gedanken zurückbleiben und von welchen wir uns beherrschen lassen. Wir entscheiden somit selbst, welche Gedanken am Ende zu festen Glaubenssätzen werden.
Entnommen aus: Judith Brückmann & Cord Neubersch "Immer Funktionieren funktioniert halt nicht - Über die alltägliche Überforderung und die Kunst, bei sich zu bleiben", Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln 2021