U.Baer / G.Frick-Baer Gedanken zum Tag
Wir können von Kindern lernen, wie im besten Sinne unbedarft und selbstverständlich sie ihre Hände ausstrecken, wie intensiv sie nach dem greifen, was sie wünschen.
04. November
Montag, 04. November 2024
Ein älterer Mann betritt mit seinem Enkelkind den Spielzeug-Laden und sagt ihm: "Such dir aus, was du dir wünschst, ich schenke dir etwas." Das etwa zweijährige Kind strahlt und geht los: Alles wird angefasst, von Regal zu Regal, alles muss in die Hände genommen werden, wird begutachtet, betastet, erfasst (wenn auch sehr zum Leidwesen manch anderer Erwachsener). Die Finger wählen aus, die greifenden Hände finden heraus, was sich das Kind wünscht. (…) Wir können von Kindern lernen, wie im besten Sinne unbedarft und selbstverständlich sie ihre Hände ausstrecken, wie intensiv sie nach dem greifen, was sie wünschen. Wenn ihnen ihr Greifen noch nicht aberzogen ist, wenn ihr Greifen nicht ins Leere geht (zumindest nicht allzu oft), wenn sie die Erfahrung machen, dass es sich lohnt, zu sehnen und zu wünschen und nach dem zu greifen, was man braucht, dann wächst in ihnen die Gewissheit, dass Wünsche in Erfüllung gehen können, dass es sich lohnt, zu wünschen, dass es sich lohnt, seine Wünsche ernst zu nehmen und in die Welt hinauszurichten, dass es sich lohnt, nach den Sternen des Lebens zu greifen.
Entnommen aus: Udo Baer, Gabriele Frick-Baer "Vom Sehnen und Wünschen", Beltz Verlag, Weinheim 2009