Hanna Buiting Gedanken zum Tag
Ich verorte mich in Worten.
27. November
Mittwoch, 27. November 2024
Ich verorte mich in Worten. Ich merke, dass mir etwas fehlt, wenn ich längere Zeit nichts zu Papier gebracht habe. Das Schreiben, es ist mein Ausdruck für das, was mir eindrücklich ist. Es macht nicht alles heil, es macht nicht alles hell, aber immer wieder mache ich die Erfahrung: Das Schreiben bringt mich auf die Spur zurück zu mir, wenn ich mir wieder mal selbst verloren gegangen bin. Es weist mir eine neue Richtung, schafft eine neue Klarheit, wirft auch neue Fragen auf, aber lässt sie mich besser aushalten. Weil ich mittlerweile weiß: Das Aufschreiben der Fragen trägt immer auch schon die leise, feine Ahnung einer Antwort in sich. Wenn ich schreibe, dann spüre ich eine ganz starke Verbundenheit. Mit der Welt, mit mir selbst und auch mit anderen Menschen. Denn ich bin überzeugt: Jeder Mensch hat eine Geschichte und die ist es wert, erzählt zu werden. Und manchmal braucht es dafür nur einen Raum, in dem das Platz hat. Einen Anstoß, der zum Erzählen anregt. Eine, die zuhört, nicht wertet, sondern fragt: Was ist deine Geschichte? Erzähl mir von dir. Ich bin hier. Mit dir. Auf dieser Welt. In diesem Moment. Deine Geschichte kann auch zum Teil meiner Geschichte werden.
Entnommen aus: Hanna Buiting "Schreiben ist Gold. Eine Einladung zu Kreativität und Achtsamkeit", Herder Verlag, Freiburg 2022