In München gibt es eine Tür der Superlative. Mit einer Höhe von 14 und einer Breite von 18 Metern fasziniert das Portal der Herz-Jesu Kirche nicht nur Architekturstudenten aus aller Welt. Vor einigen Monaten konnte ich miterleben, wie das 50 Tonnen schwere Tor aufgemacht wird. Die Erbauer des im Jahr 2000 fertiggestellten Gotteshauses wollten zum Ausdruck bringen, dass sich die Kirche weit öffnen möchte, offen sein für alle Menschen auf der Suche nach Sinn und Orientierung. Der bewegende Moment in dem sich die Torflügel immer weiter zur Seite schoben, kommt mir nun immer in den Sinn, wenn das adventliche Lied "Macht hoch die Tür, die Tor macht weit" ertönt. Es gehört zu den Evergreens der Vorweihnachtszeit. Ein Satz darin, der das Kommen Christi umschreibt, hat es mir besonders angetan: "Sanftmütigkeit ist sein Gefährt". Welch wunderbares Bild: Gott kommt mit einem Vehikel, bewegt durch Sanftmut. Dass da jemand ist, der uns nicht streng daran erinnert wie unvollkommen wir sind, sondern der liebevoll sagt: So wie du bist, so ist es gut. Dieser Zuspruch hat vor 2000 Jahren zum ersten Mal in einem Stall in Betlehem die Herzen der Menschen erreicht. Seither ruft er uns unablässig zu: Kommt alle her zu mir, egal was ihr mitbringt.

Max Kronawitter / unveröffentlichter Text