Bayern 2 - Gedanken zum Tag


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Max Kronawitter Gedanken zur Adventszeit

Wiesnlichter

Stand: 03.12.2024

Gedanken zur Adventszeit | Bild: BR

03 Dezember

Dienstag, 03. Dezember 2024

Jahrelang war ich nicht mehr auf dem Münchner Oktoberfest. Nach einer Einladung habe ich heuer wieder mal einen Versuch unternommen und habe es nicht bereut. Zusammen mit meinen Begleitern stand ich mit dem Maßkrug in der Hand auf einer Bierbank als die Musikkapelle eine leise Rockballade anstimmte. Dazu wurde das Saallicht verdunkelt. Unzählige, denen das Ritual wohl bekannt war, knipsten die Taschenlampen ihrer Handys an und strahlten damit von unten den Boden ihres Bierkruges an. Der gläserne Maßkrug wurde so zu einer eindrucksvollen Laterne, das Festzelt verwandelte sich in ein Lichtermeer. Ich musste an Rockkonzerte denken, die ich vor Jahrzehnten besucht hatte. Damals wurden bei Bob Dylan, Joan Baez oder Pink Floyd brennende Feuerzeuge verwendet, um einen ähnlichen Effekt zu erzielen. Heute gehört offenbar das Lichtspiel mit Smartphones zur Choreographie eines Wiesnzeltes. Auch wer des Deutschen nicht mächtig ist, die Sprache des Lichtes versteht jeder, egal ob aus Wachs oder in Form eines leuchtenden Maßkruges, es strahlt hinein in den Urgrund unserer Seele. Kein Wunder also, dass auch das Weihnachtsfest nichts an seiner Leuchtkraft verloren hat. In den Tagen der größten und längsten Dunkelheit, erinnern uns die adventlichen Lichter, dass es etwas gibt, was unsere Finsternis erhellt. Die glitzernden Lichterketten lenken den Blick nach oben, erinnern daran, dass da jemand unseren Alltag erhellen möchte.

Max Kronawitter / unveröffentlichter Text


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