Vor einiger Zeit habe ich einen jungen Mann dabei beobachtet, wie er sich für eine Party vorbereitet hat. Erst musste die Jacke dreimal gewechselt werden, und dann war auch erst das zweite Paar Schuh gut genug. Zunächst musste ich lächeln, dann habe ich mich selbstkritisch daran erinnert, dass auch ich gelegentlich mehrere Hemden ausprobiert habe, bis das richtige Outfit gefunden war. Wer will es nicht: gut ankommen. Man möchte, dass sich andere freuen, einen zu sehen. So erscheinen, dass man gerne aufgenommen wird. Selbst Gott möchte, das ist das Thema des Advents, bei den Menschen ankommen. Vielleicht ist er deshalb als Kind Mensch geworden, weil Kinder einfach gut ankommen. Als Kind bittet er um Einlass und obgleich sich unser Leben ihm verdankt, betritt er nicht wie ein Großgrundbesitzer ungefragt sein Eigentum, sondern tritt nur dort über die Schwelle, wo er hereingebeten wird. Advent ist deshalb auch die Zeit, in der wir unsere Türen wieder einmal unter die Lupe nehmen sollten. Sind sie noch weit genug, um überraschende Gäste zu empfangen? Sind sie noch so gestaltet, dass jemand auch wirklich gerne eintreten möchte, sich als Gast bei uns wohlfühlt? Welche inneren Türen haben wir längst verschlossen und verrammelt? Sich wieder neu zu öffnen und auf überraschenden Besuch einzulassen, könnte ein lohnendes Unterfangen für den Advent sein.

Max Kronawitter / unveröffentlichter Text