Bayern 2 - Gedanken zum Tag


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Susanne Breit-Keßler Gedanken zur Adventszeit

Der Frankfurter Engel

Stand: 11.12.2024 00:01 Uhr

Gedanken zur Adventszeit | Bild: BR

11 Dezember

Mittwoch, 11. Dezember 2024

Heute vor 30 Jahren ist in Frankfurt ein Denkmal von Rosemarie Trockel auf dem Klaus-Mann-Platz eingeweiht worden. Der Frankfurter Engel ist in Bronze gegossen und hält ein Schriftband. Er schaut mit leicht geneigtem Kopf schief nach unten, als würde er auf etwas blicken, was am Boden zu finden ist und leicht übersehen werden kann. Die Figur steht auf einem Sockel mit einer Inschrift. Sie beginnt mit den Sätzen: "Homosexuelle Männer und Frauen wurden im Nationalsozialismus verfolgt und ermordet. Die Verbrechen wurden geleugnet, die Getöteten verschwiegen, die Überlebenden verachtet und verurteilt…" Und es heißt weiter: "Daran erinnern wir in dem Bewusstsein, dass Männer, die Männer lieben, und Frauen, die Frauen lieben, immer wieder verfolgt werden können." Diese Erinnerung ist leider notwendig. In nicht wenigen Regionen und Religionen unserer Welt wurden und werden Homosexuelle auch heute noch mit dem Tod bedroht. Sich dagegen zu erheben, passt gut in die Adventszeit. Sie ist ursprünglich eine Zeit der Buße und Umkehr, eine Zeit der Besinnung darauf, was nach Gottes Willen dem Leben dient und was Leben zerstört. Der Frankfurter Engel ist für mich ein Adventsengel. Er ruft ins Gedächtnis, dass Gott Mensch geworden ist. Und dass wir selbst menschlich miteinander umgehen sollen.

Susanne Breit-Keßler / unveröffentlichter Text


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