Bayern 2 - Gedanken zum Tag


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Susanne Breit-Keßler Gedanken zur Adventszeit

Schiffe sind weiblich

Stand: 14.12.2024

Gedanken zur Adventszeit | Bild: BR

14 Dezember

Samstag, 14. Dezember 2024

Ist Ihnen schon einmal aufgefallen: Schiffe sind weiblich. Es heißt "die Europa" oder "die Deutschland". Andere tragen antike Namen wie Luna, Aurora oder Fortuna. Natürlich werden auch die Liebsten verewigt: Lisa, Sunny, Bella. In der Bibel steht: "Eine starke Frau … Sie übertrifft alle Perlen an Wert … Sie gleicht dem Schiff eines Kaufmanns, aus der Ferne holt sie ihre Nahrung." (Sprüche 31,14) Historisch gesehen haben Göttinnen und Mutterfiguren lange eine schützende Rolle für die Mannschaft der Schiffe gespielt. So ist Maria immer wieder mit einem Schiff verglichen worden. Im 17. Jahrhundert hat der evangelische Dichter Daniel Sudermann den Text für ein Lied geschrieben. Es gehört zu den bekanntesten Adventsliedern und heißt: "Es kommt ein Schiff geladen…" Die schwangere Maria wird als Schiff besungen, das Jesus als himmlischen Schatz zu den Menschen bringt. Das ist konkret gemeint, aber auch im übertragenen Sinn. Das Schiff ist die Seele, das Gemüt, das Gott in sich trägt. In Bewegung gesetzt wird das Schiff durch das Segel der Liebe und den Heiligen Geist als Mast. Das Lied erinnert daran, dass Maria wie viele Frauen auf dem Meer ihres Lebens viele Gefahren und Stürme überstehen musste. Sie bekannte sich trotz Anfeindungen zu ihrem sehr besonderen Sohn Jesus. Sie konnte ihn oft nicht verstehen und hat trotzdem bis zu seinem Lebensende zu ihm gehalten. Was für eine Frau! Mutig, selbständig im Denken und tapfer. Wie schön, dass nicht nur Schiffe, sondern auch Mädchen und Frauen nach ihr benannt sind.

Susanne Breit-Keßler / unveröffentlichter Text


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