Bayern 2 - Gedanken zum Tag


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Maria-Anna Immerz Gedanken zur Adventszeit

Eine Weihnachtsgeschichte

Stand: 18.12.2024

Gedanken zur Adventszeit | Bild: BR

18 Dezember

Mittwoch, 18. Dezember 2024

Man sieht ihr das Vergnügen an. Die Frau trägt eine Weihnachtgeschichte vor. Mit dieser wunderbaren Mischung aus Ernst und Schalk in den Augen: die Geschichte vom Krippenkind, das aus der Kirche verschwand. Alle sind alarmiert. Dann kommt heraus: Ein Bub, der sich vom Christkind einen Tretroller gewünscht hat, hat es geholt und mit ihm ein paar Runden gedreht. Das Jesuskind soll auch Freude haben. Und ein Danke! So gehen Weihnachtsgeschichten. Jemand tut Unerwartetes. Und damit genau das, was eigentlich normal wäre. Gut sein zu anderen, überholte Konventionen aufbrechen. Rollenänderungen, um durchzuspielen, was gut tut im Miteinander. Das hat mit Weihnachten zu tun. Gott hat selber die Rolle, auf die man ihn gerne festnagelt - der Übermächtige, der strenge Kontrolleur - durchbrochen. Er wurde ein Mensch, Baby in Betlehem. Die Rolle hat er angenommen, um unser Herz zu erreichen. Nur ein Rollenwechsel, fragten Theologen bald. Dann könnte Gott ja diese Rolle wieder abstreifen. Die Kirche hat entschieden: Das Bild von Gottes Rollenwechsel ist eingängig, aber trägt nicht weit genug. Denn eigentlich ist es so: Als Gott Mensch wurde, um an unserer Seite zu sein, da hat er sich ganz und gar selbst gespielt. Weil Liebe zu uns für ihn das Höchste ist! Und darum hat er wohl seine helle Freude, wenn in Weihnachtsgeschichten Kinder aus der Rolle fallen - und menschlich sind!

Maria-Anna Immerz / unveröffentlichter Text


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