Der Alexanderplein in Amsterdam ist eine große Kreuzung mit vielen Autospuren, Trambahnschienen, Radwegen und Zebrastreifen. Vor allem bei Radfahrern war er wegen der vielen Ampeln verhasst. Viele fuhren bei Rot über die Straße, weil das Anfahren mit Hollandrädern oft mühsam ist. Der Alexanderplein galt als Chaoskreuzung. Was tun? Polizeipräsenz verstärken, hart durchgreifen, Strafzettel verteilen?
Die Stadtplanung in Amsterdam setzte nicht auf Verbote. Stattdessen fragte sie die Beteiligten: Was wünscht ihr euch? Sie wertete Videos aus und beriet sich mit anderen fahrradfreundlichen Städten. Das Ergebnis: 2016 wurden die Ampeln auf dem Alexanderplein abgeschaltet. Der Erfolg war überraschend deutlich. Der Verkehrsfluss verbesserte sich sofort, und inzwischen lieben die Radler ihren Alexanderplein.
Weglassen kann eine Lösung sein. Ich stelle mir vor, wie es im Himmel eine Konferenz gab über das Thema "Gott kommt auf die Erde". Wie machen wir das? Als großes Event, mit Lichteffekten und Donner? Oder lassen wir das lieber weg? Nein, es wurde eine stille Geburt am Rand einer Kleinstadt.

Werner Küstenmacher / unveröffentlichter Text