Udo Hahn Gedanken zum Tag
Um der Angst wirksam begegnen zu können, braucht es eine gehörige Portion Hoffnung. Aber ist Hoffnung nicht längst zu einem hohlen Wort geworden?
04. Januar
Samstag, 04. Januar 2025
Um der Angst wirksam begegnen zu können, braucht es eine gehörige Portion Hoffnung. Aber ist Hoffnung nicht längst zu einem hohlen Wort geworden? Die nicht zuletzt, sondern gleich als Erstes stirbt. Der Funken, der kein Feuer zu entfachen vermag. Da hilft es dann auch nicht, mit dem Philosophen Ernst Bloch und seinem "Prinzip Hoffnung" oder mit dem Theologen Jürgen Moltmann und seiner "Theologie der Hoffnung" zu kommen. Zauberworte, die zu Phrasen verkommen sind, leere Beschwörungsformeln.
Ich will nicht zu früh aufgeben, denn ein Blick in die Bibel zeigt, dass die stärksten Hoffnungsimpulse von jenen gesetzt werden, deren Lage alles andere als rosig ist. Da muss man im Alten Testament nur die Psalmen oder die Bücher der Propheten lesen. Oder im Neuen Testament Paulus: "Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden …" (…) Vollmundiger geht es kaum.
Hoffnung ist eines der Zauberworte, mit denen der Apostel Paulus nur so um sich wirft Es ist die Brücke zwischen der Not und Entbehrung von heute und dem Glanz von morgen. Die Dichterin Hilde Domin spricht von einem Schritt ins Ungewisse: "Ich setzte den Fuß in die Luft und sie trug". Mehr Hoffnung geht nicht.
Entnommen aus: Udo Hahn "Himmlische Boten. Engel vom Schlossbalkon", Edition Chrismon, Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2024, S. 90f