Welchen Stellenwert der Beruf für die meisten Menschen hat, zeigt das beeindruckende Ergebnis einer Studie aus dem Jahr 2015: Er schaffte es knapp hinter Familie und Partnerschaft auf den zweiten Platz. Und das nicht nur wegen des Geldes. Verschiedene Untersuchungen und Publikationen zeigen, dass Arbeiten für die meisten viel mehr als eine Einnahmequelle ist. Seit den 1950er Jahren stellen Forscherinnen und Forscher immer wieder die Frage: «Wenn Sie so viel Geld geerbt hätten, dass Sie davon gut leben könnten – ohne zu arbeiten. Würden Sie dann weitermachen oder nicht?» Wie würden Sie die Frage beantworten? Überraschenderweise antwortet darauf im Durchschnitt nur jeder Vierte der Befragten, dass er sich zur Ruhe setzen würde. (…) Ein Beruf verleiht also einen Status, soziale Anerkennung, eine Identität. (…) Wir alle wünschen uns, gesehen zu werden. Das ist bei der Arbeit nicht anders als in einer Partnerschaft oder der Familie. Unternehmen wissen das und versuchen den Mitarbeiterinnen durch solche Programme, zuweilen auch durch Gehaltserhöhungen oder andere Gratifikationen, ihre Wertschätzung auszudrücken. Gesehen zu werden – man könnte auch sagen: Als Teil eines Unternehmens mit der eigenen Leistung (an)erkannt zu werden – ist ein grundlegendes menschliches Bedürfnis. Dafür setzen wir uns gerne jeden Tag aufs Neue in Bewegung. Und das ist auch schon der nächste positive Effekt: Im besten Fall motiviert die Arbeit uns, aktiv zu werden und in die Welt hinauszugehen.

Entnommen aus: Claas Lahmann "Wie Arbeit glücklich macht. Und wann man darüber nachdenken sollte, den Job zu wechseln", Rowohlt Verlag, Hamburg 2024, S.23f