Georg Magirius Gedanken zum Tag
Als Kind fühlte ich mich wunderbar aufgehoben, wenn ich in fremde Welten aufbrach. Ich saß vor einem weißen Papier und malte.
10. Januar
Freitag, 10. Januar 2025
Mit jedem Menschen, mit dem ich arbeite, mit meinen Freunden, der Familie und, ja, sogar mit jedem Fremden, fühle ich mit. Wenn es mir an einem nicht mangelt, dann an Anteilnahme. Ausgenommen bleibt manches Mal eine Person: Ich selbst. (…) Aber warum fällt es mir, fällt es uns, so schwer, für uns selbst Mitgefühl aufzubringen?
Unsere Strenge meldet sich häufig dann, wenn wir kognitiv bereits Lösungen haben, aber nicht »so mitspielen«, wie unsere Vorstellung es von uns verlangt. Wir wissen es doch eigentlich besser, warum haben wir es dann nicht genauso gemacht? Die kognitive Erklärung, dass wir als Menschen Schwächen haben und Fehler machen, reicht nicht aus. Besonders Kinder, die viel kritisiert wurden, übernehmen als Erwachsene diese kritische Sicht auf sich - die wiederum das Selbstbild negativ beeinflusst. Selbstmitgefühl bedeutet zu lernen, mit uns selbst so umzugehen, wie wir mit anderen umgehen würden, wenn sie leiden, scheitern oder sich unzulänglich fühlen. Das heißt nicht, dass wir uns selbst bemitleiden, sondern uns vielmehr mit einer zugewandten, liebevollen Haltung begegnen und aus dem inneren Dialog der Abwertung heraustreten sollten. Eine Mutter die ich frage, ob sie so, wie sie zu sich selbst spricht, auch mit ihren Kind spricht, schüttelt entsetzt den Kopf. Wenn wir unsere Grenze wahrnehmen, schützen wir uns gleichzeitig. Eine emotionale Grenze das zu überschreiten, weil wir kein Mitgefühl für uns aufbringen können und uns überfordern, schadet uns auf lange Sicht.
Entnommen aus: Sara Wragge "Dein neues Selbstbild. Wie die klare Sicht auf dich selbst dein Leben verbessert", Irisana Verlag, München 2024, S. 90f