Wie schön das wäre! Winterschlaf halten. Oder wenigstens Winterruhe. Von gesammelten Vorräten leben, alle Aktivitäten auf ein Minimum reduzieren, einfach nur den Alltag mit seinen Aufgaben abwickeln. Keine Projekte, keine Überstunden, keine Extraarbeit. Keine neuen Pläne oder Vorsätze. Wie sich das wohl anfühlt? Ob ich das noch kann? Ganz viel Langsamkeit und Nichtstun und einfach so gut es geht durch den Winter kommen. Vielleicht bin ich damit ein bisschen spät dran. Hätte im Herbst schon Vorräte anlegen und viel besser vorplanen sollen. Aber wie schön wäre das! Ruhiger werden, lesen und warme Suppe essen. Früh schlafen gehen, ohne schlechtes Gewissen. Und wenn jemand krank wird, wie es eigentlich ständig in dieser Zeit passiert, würde das nicht mal alles durcheinanderwerfen, weil ich ja sowieso nichts vorhabe. Je mehr ich darüber nachdenke, desto besser gefällt mir der Gedanke. Und da fällt der Entschluss: Ich bin dann mal weg, ziehe mich in meine Höhle zurück und halte Winterschlaf. Oder mach zumindest ein paar Wochen ein bisschen langsamer.

Entnommen aus: Anne Gorges "Bin im Garten - Jesus treffen, Geschichten vom Wachsen und Staunen", Neukirchener Verlagsgesellschaft, Neukirchen-Vluyn 2024