Bayern 2 - Gedanken zum Tag


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Stefan Seidel Gedanken zum Tag

Für [das] aktive Verweigern und Verlernen von Feindbildern bedarf es eines kritischen Denkens, das Schablonen und übernommene Muster hinterfragt und ablegt.

Stand: 23.01.2025

Gedanken zum Tag - Bayern 2 | Bild: BR

23 Januar

Donnerstag, 23. Januar 2025

Für [das] aktive Verweigern und Verlernen von Feindbildern bedarf es eines kritischen Denkens, das Schablonen und übernommene Muster hinterfragt und ablegt; es bedarf der Bearbeitung eigener Ängste, des kulturellen Austauschs, des Verzichts auf Abwertung. Darüber hinaus bedarf es des beständigen Versuches, sich gemeinsam mit dem anderen auf etwas gemeinsam Drittes zu beziehen – zum Beispiel die geteilte Menschlichkeit, den Aufbau einer gemeinsamen Verbindung, die Förderung von Kooperation, Vertrauen und Versöhnung. Dafür müsste und die lebendige und kreative Zone der Begegnung, des Austauschs, des Kennenlernens im Geist der Anerkennung betreten werden. Ein Schlüssel für das Betreten dieser auf die Zukunft und neue Möglichkeiten hin geöffneten Zone ist das zunächst einseitige Anerkennen und Würdigen des anderen, als investierende Gabe, als zuvorkommender Schritt der Liebe, als Eröffnung eines Weges der Befriedung. Dies bedeutet eine Unterbrechung von Gewalt- und Rachezirkeln und ein Signalisieren der Botschaft: „Ich erkenne dein Dasein an; ich will, dass du bist; ich will, dass du lebst, genauso wie ich will, dass ich lebe; ich respektiere und bejahe dich; ich will dir keine Angst machen und ich will keine Angst vor dir haben müssen; ich glaube an unser Verbunden- und Aufeinander-Angewiesensein; ich glaube, dass der Preis des Gegeneinanders und des Bekämpfens viel zu hoch ist (…)

Entnommen aus: Stefan Seidel "Entfeindet Euch! Auswege aus Spaltung und Gewalt", Claudius Verlag, München 2024


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