Karin Seethaler Gedanken zum Tag
Die negative oder auch positive Bewertung eines Gefühls ist auf dem spirituellen Weg erst dann problematisch, wenn ich sie als feststehende, unveränderbare Tatsache ansehe, die ich deshalb auch nicht mehr in Frage stelle.
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24. Januar
Freitag, 24. Januar 2025
Die negative oder auch positive Bewertung eines Gefühls ist auf dem spirituellen Weg erst dann problematisch, wenn ich sie als feststehende, unveränderbare Tatsache ansehe, die ich deshalb auch nicht mehr in Frage stelle. Das hätte zur Folge, dass ich einen Wahrnehmungsvorgang abschließe und nichts Neues mehr dazulerne, da sich meine Aufmerksamkeit nun auf diese Bewertung fixiert. Eine Selbstzufriedenheit kann aber zum Beispiel Bequemlichkeit nähren, die dazu führt, Herausforderungen aus dem Weg zu gehen, durch die man jedoch wachsen und reifen würde. Hinter einer Unbekümmertheit und Unbeschwertheit kann sich die Weigerung verstecken, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Hinter einer stillen Anspruchslosigkeit kann das Unvermögen stehen, sich für seine eigenen Bedürfnisse einzusetzen, oder die ausgeprägte Scheu vor Konflikten. Gefühle, die ich als negativ bewerte, können mir dazu verhelfen, mich besser kennenzulernen und ein größeres Verständnis für mich zu entwickeln. Ungeduld kann mich erkennen lassen, dass ich von verkehrten Vorstellungen ausgegangen bin. (…) Ärger kann mir bewusst machen, dass ich meine Bedürfnisse nicht ernst genug genommen habe. (..) Wut kann ein Alarmzeichen dafür sein, dass Grenzen überschritten wurden und es notwendig ist, Veränderungen einzuleiten.
Entommen aus: Karin Seethaler "Zum Einklang finden mit sich und den anderen. Das Zusammenspiel von Meditation und Beziehungen im Alltag", Echter Verlag, Würzburg 2017