Bayern 2 - Gedanken zum Tag


12

Daniel Sikinger Gedanken zum Tag

Wenn wir anhalten, setzen wir Punkte und Kommas in unserem Alltag. Aber noch viel wichtiger: Wir setzen einen Kontrapunkt.

Stand: 06.02.2025 00:01 Uhr

Gedanken zum Tag - Bayern 2 | Bild: BR

06 Februar

Donnerstag, 06. Februar 2025

Wenn wir anhalten, setzen wir Punkte und Kommas in unserem Alltag. Aber noch viel wichtiger: Wir setzen einen Kontrapunkt - wir unterbrechen unsere Getriebenheit, werfen einen Stock in das sich immer schneller drehende Rad, bremsen unseren Gedankenzug und zügeln für einen Moment unsere inneren Antreiber. Das ist besonders wichtig für Menschen wie mich. Für Menschen, die sich zu stark mit dem identifizieren, was sie tun und leisten, die meinen, es hinge die ganze Zeit von ihnen ab, dass es vorwärts geht. Oder für Menschen, die einen ständigen Kritiker in sich hören, die sich fortwährend um Verbesserung oder gar Perfektion bemühen und all das in Ordnung bringen wollen, was in der Welt kaputt ist. Um anzuhalten und so einen Kontrapunkt zu setzen, braucht es zunächst gar keinen besonders ausgeklügelten Strategien, keine komplizierten Rituale oder wortreichen Liturgien. Es genügt anzuhalten. Egal wie. Einfach einmal: dasitzen. Das klingt vielleicht simpel, ist aber schon Herausforderung genug. Und es ist erstaunlich, was dieses schlichte Anhalten bei mir bewirkt: Zunächst erscheint es mir völlig vergeudete Zeit. Ich fühle mich richtig nutzlos. Aber gerade diese absichtsvolle Nutzlosigkeit, die das Anhalten für mich darstellt, öffnet einen Raum für etwas anderes, etwas Tiefes.

Entnommen aus: Daniel Sikinger "Mitten hinein. Vom Geheimnis Gottes im Alltag -Schritte auf dem Weg in die Stille, Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 2025


12