Bayern 2 - Gedanken zum Tag


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Max Kronawitter Gedanken zur Fastenzeit

Kürzlich war ich wieder mal bei einem Kabarettisten.

Stand: 11.03.2025

Gedanken zur Fastenzeit | Bild: BR

11 März

Dienstag, 11. März 2025

Kürzlich war ich wieder mal bei einem Kabarettisten. Eine Pointe hat es mir ganz besonders angetan: Todernst stand Josef Hader auf der Bühne. "Stellen sie sich vor", begann er: "die Menschheit wird alle 100 Jahre total ausgewechselt". Ich musste lauthals lachen. Was für eine Erkenntnis? Natürlich fällt das keinem auf, weil es zeitversetzt stattfindet, aber von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen: Jeder von uns wird spätestens nach 100 Jahren "ausgewechselt", an seine Stelle tritt ein anderer. In unseren Häusern wohnen dann Andere, in unseren Betten - sofern sie noch brauchbar sind - schlafen Andere. Bedenke oh Mensch, dass du Staub bist. Noch hallt die Botschaft des Aschermittwochs von letzter Woche nach. Im Vergleich zur Erde mit ihrem Alter von Milliarden Jahren ist unser Leben nur ein Wimpernschlag in der Unendlichkeit der Zeit. Und doch, das zumindest ist die Botschaft von Ostern, gibt es etwas, das uns aus der Bedeutungslosigkeit eines winzigen Teilchens im All herausreißt. Ostern durchbricht unsere kosmische Mickerigkeit. Ostern verheißt: Unser Leben ist nicht mit dem letzten Herzschlag zu Ende. Im Tod erwartet uns ein neues Leben, das uns einen neuen Platz an der Seite dessen gibt, der sich diese Welt erdacht hat und der uns Staubkörner an seinen Tisch geladen hat. Dass die Menschheit alle 100 Jahre ausgewechselt wird, sollte uns also froh stimmen. So wird Platz für andere, die auch einer großen Zukunft entgegengehen.

Max Kronawitter / unveröffentlichter Text


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