Bayern 2 - Gedanken zum Tag


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Max Kronawitter Gedanken zur Fastenzeit

Ein befreundeter Tierarzt erzählte mir von einer verstörenden Erfahrung.

Stand: 12.03.2025

Gedanken zur Fastenzeit | Bild: BR

12 März

Mittwoch, 12. März 2025

Ein befreundeter Tierarzt erzählte mir von einer verstörenden Erfahrung. Durch eine recht heikle und aufwendige Operation hatte er einem Hund wohl das Leben gerettet. Da beim Besitzer Geld keine Rolle spielt, wurde der Hund zur Nachuntersuchung vom Ferienhaus auf Ibiza extra eingeflogen. Offenbar recht zufrieden, fragte der Besitzer welche edlen Weine er dem Tierarzt schenken könne. Darf ich, so antworte mein Freund, stattdessen um eine Spende für mein Hilfsprojekt in Afrika bitten? Widerwillig nahm der Mann den Flyer des Hilfsprojektes entgegen. Gehört, so mein Freund enttäuscht, habe ich nie wieder etwas von ihm. Weine im Wert einiger hundert Euros hätte er gerne verschenkt, die Unterstützung von Menschen in Not war für ihn keine Option. Wer reich ist, ist nicht unbedingt wohltätig. Der Geiz lässt sich offenbar auch mit einem dicken Konto nicht ausmerzen. Die Weigerung anderen, denen es schlecht geht, von seinem Reichtum abzugeben, sitzt offenbar bei manchen tief. Die Fastenzeit möchte auch eine Schule des Teilens sein. Das was ich mir spare, anderen die es nötig haben, abzugeben, ist der eigentliche Sinn des Fastens. Nicht Fitness oder Diät, sondern Solidarität und Erbarmen will uns diese Zeit nahebringen. Dann beschenkt uns das Fest nicht nur mit Eiern und Schokohasen, sondern auch mit dem Gefühl etwas wirklich Gutes getan zu haben.

Max Kronawitter / unveröffentlichter Text


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