Claudia Paganini Gedanken zur Fastenzeit
Die Erzählung vom letzten Abendmahl ist theologisch zentral. Das zeigt sich allein schon am Umstand, dass sie – was sehr selten ist – in allen vier Evangelien vorkommt.

25. März
Dienstag, 25. März 2025
Die Erzählung vom letzten Abendmahl ist theologisch zentral. Das zeigt sich allein schon am Umstand, dass sie – was sehr selten ist – in allen vier Evangelien vorkommt. Im Vergleich dazu wird die Geburt Jesu nur bei Matthäus und Lukas beschrieben, von der Fußwaschung wird gar nur bei Johannes berichtet.
Das Abendmahl ist aber auch mit Blick auf die zwischenmenschliche Ebene besonders, bildet es doch eine Szene von intensiver Nähe ab, die zugleich voller Spannung und Zerbrechlichkeit ist. Jesus weiß, dass Trennung und Verrat bevorstehen. Trotzdem oder gerade deshalb teilt er mit den Seinen Brot und Wein, Zeichen seiner Liebe und Hingabe. Damit macht er sich verletzlich und zwar gegenüber einer Gruppe von Menschen, die ihm zwar nachfolgen, ihn aber oftmals nicht verstehen können, die jetzt bei ihm sind, ihn im entscheidenden Moment jedoch verlassen werden. In einer Zeit der hohen Erwartungen und der Selbstoptimierung ist diese Episode von erstaunlicher Aktualität. Denn ihre Botschaft besteht darin, dass Beziehung nicht von Perfektion lebt, sondern von Hingabe, Vergebung und der Bereitschaft, füreinander da zu sein – selbst in Momenten der Enttäuschung. Doch die Szene hat auch eine kritische Dimension. Denn im selben Maß wie Jesus vorbehaltslos Beziehung anbietet, tun sich die Jünger schwer, diesem Angebot gerecht zu werden. Beziehung bleibt Herausforderung und das schließt die Möglichkeit des Scheiterns mit ein.
Claudia Paganini / unveröffentlichter Text