Claudia Paganini Gedanken zur Fastenzeit
Der Gastarbeiter Simon von Cyrene wird von den römischen Soldaten gezwungen, Jesus beim Tragen des Kreuzes zu helfen. Eine auf den ersten Blick wenig spektakuläre Episode, die dennoch zum Nachdenken anregt.

27. März
Donnerstag, 27. März 2025
Der Gastarbeiter Simon von Cyrene wird von den römischen Soldaten gezwungen, Jesus beim Tragen des Kreuzes zu helfen. Eine auf den ersten Blick wenig spektakuläre Episode, die dennoch zum Nachdenken anregt: Warum muss ausgerechnet ein Fremder Jesus helfen, während die Menschen in seinem unmittelbaren Umfeld untätig zusehen oder ihn gar verleugnen und fliehen? Wer ist für andere eine Last, wer eine Hilfe?
In der Gegenwart wird Migration oft als Problem dargestellt, als eine Last, die von einer Volkswirtschaft getragen werden muss. Damit werden Migranten auf zynische Art und Weise zum modernen Simon von Cyrene: Sie werden verantwortlich gemacht für Herausforderungen und Probleme, auch für solche, die sie nicht verursacht haben, kommen in die Rolle, – sprichwörtlich – das Kreuz einer Welt zu tragen, die durch Ungerechtigkeit, Krieg und Ausbeutung geprägt ist. Wenn man in der Politik von Zahlen und Obergrenzen spricht, bleibt die menschliche Dimension gern auf der Strecke.
Und auch für religiöse Gemeinschaften besteht Handlungsbedarf. Oft wird Solidarität gepredigt, zu selten gelebt. Simon von Cyrene zeigt, dass es nicht einer bestimmten Herkunft bedarf, um Menschlichkeit zu zeigen. Solidarität kennt keine Grenzen – weder geografisch noch kulturell.
Claudia Paganini / unveröffentlichter Text