Bayern 2 - Gedanken zum Tag


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Susanne Breit-Keßler Gedanken zur Pfingstzeit

Ich rede mit dir!

Stand: 21.05.2024

Gedanken zur Pfingstzeit - Symbolbild | Bild: BR

21 Mai

Dienstag, 21. Mai 2024

"I'm talking to you!", ruft die Frau vor mir auf dem Gehsteig. "Ich rede mit dir!" Und nochmal: "I'm talking to you!" Ich bin versucht zu singen: "Come on / Shout / Shout/ Let it all out …" Wer schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat, der weiß warum. "Shout" ist ein Song der britischen Band Tears for Fears. 1984, vor vierzig Jahren, ist er herausgekommen. In dem Welthit geht es um Mut zum Protest. Darum, Dinge nur dann zu tun, wenn man sie hinterfragt hat. Schrei, lass es raus. … Komm schon, ich rede mit dir, komm schon …. I'm talking to you! Auch wenn es so klingt - die Frau vor mir inszeniert nicht den Song von Tears for Fears. Sie wendet sich an den Mann, der neben ihr geht. Ich rede mit dir, verdammt noch mal! Plötzlich schreit er zurück. I'm talking to you! Ich rede mit dir! Die beiden haben Streit. Und jeder beansprucht für sich, loslegen zu dürfen. Wie im Song ist es wichtig, sich zu äußern, vor allem in einer Beziehung. I'm talking to you. Ich rede mit dir! Das ist gut. Blöd nur, wenn man redet und redet - statt mal zuzuhören. Die beiden fallen sich ins Wort. I'm talking to you! So wird das nichts. Come on! Haltet mal für ein paar Minuten inne, ihr zwei. Einatmen, ausatmen. Und dann: Hörfunk. Redezeit - und Zeit zum Hören. Für ihn und für sie. Das ist Geist. Das ist eure einzige Chance.

Susanne Breit-Keßler / unveröffentlichter Text


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