Wer ist wirklich unsere Familie? Wer sind die Menschen, mit denen wir verbunden sind, die unsere engsten Vertrauten sind, auf die wir uns verlassen können, wenn es hart auf hart kommt, bei denen wir geborgen sind, auf die wir uns von Herzen freuen? Das sind ja längst nicht immer (nur) die, mit denen wir auch rechtlich verbunden sind. Oft sind uns Freund:innen oder die Mitbewohner viel näher als die Familie auf dem Papier. Das ging wohl auch Jesus so. Anders als uns das Idyll der "heiligen Familie" an der Weihnachtskrippe meinen lässt, fühlte er sich als Erwachsener viel stärker mit seinen Leuten verbunden als mit seiner Herkunftsfamilie. So steht es jedenfalls in der Bibel: "Wer ist meine Mutter? Und wer sind meine Brüder?" (Matthäus 12,48f), fragt er, als ihm angekündigt wird, dass seine Familie vor dem Haus warte und ihn sprechen wolle. Und dann streckt er seine Hand aus und zeigt mit großer Geste auf seine wahre Familie - die, die um ihn versammelt sind und die mit ihm unterwegs sind: "Das hier sind meine Mutter und meine Brüder."

Entnommen aus: Emilia Handke, Meike Barnahl "Dein Leben, dein Moment. Rituale neu entdecken und individuell gestalten", Kösel Verlag, München 2023