Reden wir nicht um den heißen Brei herum. Wir haben keine Zeit! Wann wollen wir denn noch irgendetwas zusätzlich machen? Zum Beispiel Brot backen? Wir kommen doch jetzt schon nicht mit unserer Zeit aus, oder? Die Tage fliegen vorbei, und immer bleibt etwas liegen. Jeder will etwas von uns, wir haben Mühe, allen gerecht zu werden, und fühlen uns am Ende gestresst! Beruf, Familie, Alltag - die täglichen 24 Stunden sind dafür viel zu wenig. Termine drücken im Kalender, und wir hetzen durchs Leben, den Blick auf die ständig tickende Uhr gerichtet. Ich bin sicher, Ihnen geht es da nicht anders als mir. Was waren früher als Kind die Tage noch lang. Eine Woche erschien uns wie eine Ewigkeit. Heute rast sie vorbei, als säße sie in einem Rennwagen. Zeit ist zum Luxusgut geworden. Was eigentlich komisch ist, denn wir besitzen so viele Geräte, die uns Zeit sparen, dass wir in Zeit nur so schwimmen müssten. Nehmen wir nur einmal die Waschmaschine. Stellen wir uns vor, wir müssten wie früher am wöchentlichen Waschtag alle Wäsche im Kessel auskochen, auf lange Leinen zum Trocknen aufhängen und dann durch die Mangel drehen. Heute fühlen wir uns trotz Waschmaschine oft wie durch die Mangel gedreht, ganz ohne Wäsche. Wir haben so viele Helfer, und trotzdem scheinen sie nicht zu helfen. Da drängt sich die Frage auf, liegt es an den Helfern oder liegt es an uns?

Entnommen aus: Christoph Merker "Ein Mann - Ein Werk. Kleine Philosophie des Selbermachens", Ludwig Verlag, München 2022