Bayern 2 - Gedanken zum Tag


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Jorge Bucay Gedanken zum Tag

Wir verbergen unser wahres Potential. Wir verbergen, wozu wir wirklich fähig sind.

Stand: 19.06.2024

Gedanken zum Tag - Bayern 2 | Bild: BR

19 Juni

Mittwoch, 19. Juni 2024

Wir verbergen unser wahres Potential. Wir verbergen, wozu wir wirklich fähig sind. Stattdessen zeigen wir unsere mittelmäßige, gesellschaftlich anerkannte Identität … so, wie es uns beigebrachte wurde, so, wie wir es gelernt haben, um nicht anzuecken (…) Wir haben (…) die Botschaften im Hinterkopf, die unsere Eltern uns mitgegeben haben: "Bring dich nicht in Schwierigkeiten …" Oder schlimmer: "Wenn du so weitermachst, wird dich keiner mögen …" Was heißt das, so weitermachen? So weitermachen heißt offensichtlich, man selbst zu sein. Und nun? Wie soll ich es anstellen, ein anderer zu sein? (…) Du musst den Helden in dir rauslassen. Ich meine damit nicht, dass man ein Superheld sein muss in dem Sinne, dass man spektakuläre Dinge tut, wie Gebäude hinaufklettern, über Dächer laufen oder durch die Luft fliegen. Nein. Das ist nicht nötig. Ich rede hier von dem einzigen Heldentum, das ich gutheiße: Dem Mut, man selbst zu sein. Der Heldenhaftigkeit, sich keine zweite Identität als Angsthase zuzulegen, wenn man kein Angsthase ist. Wenn man nicht besonders schnell ist, wunderbar. Dann sollte man seine Langsamkeit mit Würde nehmen. Man sollte sagen: "Ich bin ein bisschen trödelig, na und?" Darum geht es. (…) Warum nicht den Mut haben, zu sagen, wer ich bin, mit all meinen Schwächen und Stärken? Auch wenn diese Stärken nicht die gesellschaftlich anerkannten sind und keinen besonders guten Ruf genießen. (…) Die größte Stärke eines Helden ist es, zu tun, was zu tun ist, ohne krampfhaft so sein zu wollen, wie die anderen behaupten, dass man zu sein hat.

Entnommen aus: Jorge Bucay "Das Buch vom Glücklichsein. Wege zu einem erfüllten Leben", aus dem Spanischen von Lisa Grüneisen, S. Fischer Verlag, Frankfurt 2016


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