Passauer Pomeranzen Eine Stadt und ihre schönsten Früchtchen
Die Passauer Goldpomeranze, Ergebnis jahrelanger Züchtungsversuche, kann den niederbayerischen Wintertemperaturen trotzen und gilt mittlerweile als ein neues Wahrzeichen der Stadt. Claudia Decker erkundete das mediterrane Pflanzenwachstum in der Dreiflüssemetropole.
"Ich blickte in den Garten reich
Durch Wipfel, Hecken und Gesträuch.
Da däuchte mich in dem Gesichte,
Wie der Garten trüg' so edle Früchte,
Granat, Muskat und Pomeranzen,
Und was nur Menschenhand mag pflanzen."
(Hans Sachs, 'Lobspruch der Stadt Nürnberg')
"Goldene Äpfel"
Von besonderen Früchten ist die Rede, die einst als "Goldene Äpfel" gerühmt wurden, mythisch verklärt seit der Antike. Da standen sie für die Kräfte des Herkules als königstreuem Helden. Später wurden sie zum Symbol für das Sehnsuchtsland jenseits der Alpen, wo ewiger Frühling herrscht.
Vorläufer unserer süßen Orangen
"Kennst du das Land? wo die Citronen blühn,
Im dunkeln Laub die Gold-Orangen glühn,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
Die Myrthe still und hoch der Lorbeer steht.
Kennst du es wohl?
Dahin! Dahin!
Mögt ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn."
(Johann Wolfgang von Goethe)
So verewigte Goethe poetisch das Bild der Pomeranzen, Vorläufer unserer süßen Orangen. Die uralten Früchte sind heute fast vergessen; ihrem Namen begegnen wir höchstens noch in der rotbackigen "Landpomeranze". Dabei liefern Pomeranzen - für Fachleute Bitterorangen - das Orangeat für Weihnachtsgebäck; sie sind eine wichtige Zutat für einen Bitterlikör und dienen zur raffinierten Veredelung zahlreicher Speisen.
Früher gediehen Orangen nur in Wintergärten
Die Bäume aus dem Süden überstehen unsere kalten Winter eigentlich nur in Wintergärten, den Orangerien. Fürsten und Adelige leisteten sich diese architektonisch oft beeindruckenden Bauten, um sich den Traum vom warmen Süden in den Garten zu holen. Heutzutage jedoch "glühn" die Goldorangen dank einer botanischen Pionierleistung der Stadtgärtnerei auch in der Passauer Altstadt.
"Die Passauer Goldpomeranze stammt ursprünglich aus dem Himalaya. Und die ist seit 4000 Jahren die Grundlage für die ganze Orangenzucht weltweit.
Das heißt, aus diesen unwirtlichen Pflanzen, mit anfänglich sehr sauren Früchten, haben die Chinesen begonnen, Orangen heraus zu züchten. Diese Orangen sind über die Gartenkulturländer Persien, Griechenland, Ägypten im Jahr 1000 nach Italien gekommen. Und ab dem Jahr 1000 haben die Italiener begonnen, sich der Orangenzucht anzunehmen und gelten ja heute neben den Spaniern in Europa als Erfinder der Orangenzucht.
Und wir haben das für die Stadt Passau wiedergefunden und haben dieses neue Wahrzeichen der Stadt Passau etabliert, um an die große Orangenzucht in Passau vor 500 Jahren zu erinnern."
(Hermann Scheuer)
Buchtipp: "Orangen für den Bischof. Potsdamer pomologische Geschichten"
Buchtipp: "Ein Hauch von Gold. Pomeranzen und Gartenkunst im Passauer Land"
- Autoren: Wilfried Hartleb, Thomas Baumgartner, Alois Englmaier, Claudia Gröschel, Heinrich Hamann, Wolfram Hübner, u. a.
- Taschenbuch: 192 Seiten
- Verlag: Schnell & Steiner; Auflage: 1 (30. März 2005)
- ISBN-10: 3795417546
- ISBN-13: 978-3795417543
Das Passauer Land war reich an Werken der Gartenkunst. Wichtiger Bestandteil dieser Anlagen waren die Orangerien mit ihren Sammlungen mediterraner Pflanzen und die dazugehörigen Überwinterungsgebäude. Der Großteil dieser historischen Gärten ist jedoch in Vergessenheit geraten. Erstmals wird ein Teil dieser bisher nur im Rahmen einzelner Monographien bearbeiteten oder völlig unbekannten Gärten in einem Band vorgestellt.